Vor gut zehn Jahren formte sich das, was zuvor ein Schattendasein in verschiedenen Nischen des Internets führte, zu einem wachsenden Phänomen, das die Popkultur der 80er Jahre wieder modern machte: RETROWAVE.
Dabei wird das Feeling des besagten Jahrzehnts mit den Synthwave-Sounds jener Zeit vermischt, produziert in aktuellster Studioqualität. Wer den analogen Drum-Computer-Style mit den LFO-bearbeiteten Klängen eines Minimoogs schon immer zu schätzen wusste, ein Faible für Film-, Musik- und Videospiel-Reminiszenzen an die 80er hat und sich am liebsten mit von grellen Neonlichtern durchdrängten Bildern überfluten lässt, der sollte auf die Trendwelle RETROWAVE aufspringen und sich von ihr einsaugen lassen.
Wie bei jedem anderen Genre auch existiert im RETROWAVE ebenfalls eine Vielzahl an verschiedenen Interpretationen des Sounds: mal verträumt und hochgradig melodisch, mal abgespact und rein instrumental oder stilübergreifend mit Gitarre und Electronic-Beats. Mit diesem Wissen im Hinterkopf unterteilt sich dieses Special daher in genau diese drei Parts:
Vol. I: Der Soundtrack zum Träumen
Vol. II: Wenn Gitarren auf Synthsounds treffen …
Vol. III: Gesang? Nein, danke.
Selbst wer nach der Jahrtausendwende geboren wurde und das Lebensgefühl der 80er Jahre somit nicht mehr hautnah aufsaugen konnte, kann dieses Defizit schnell nachholen: Ob mit dem Debüt von FM-84 oder dem dritten Album von The Midnight – das Flair jener Dekade zieht sich ebenso durch deren Alben wie die Erkenntnis, dass sich Kollaborationen katalytisch auf die Kreativität auswirken.
Wer zuvor noch nichts von Ollie Wride und Alex Westaway gehört hat und dennoch meint, bereits gut im RETROWAVE-Stoff zu stehen, wird in den folgenden Reviews und, viel wichtiger, beim Hören der empfohlenen Alben selbst noch einige Aha-Momente erleben dürfen. Viel Spaß beim Entschleunigen!
Vol. I: Der Soundtrack zum Träumen
„Wesentlich verwerflicher ist es zu behaupten, dass Retrowave keine Meilensteine setzen kann. Einer dieser Meilensteine ist der warme, kristallklare Gesang des gebürtigen Dänen Tim Daniel McEwan, der gemeinsam mit Jamison Tyler Lylemit als THE MIDNIGHT so dermaßen smoothe Songs aufnimmt, dass kaum ein Oberkörper starr bleiben kann, sobald einer ihrer Songs beginnt.“
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„Er selbst, Jordy Leenaerts, bezeichnet seine Musik als Dreamwave, was insofern zutreffend ist, als TIMECOP1983 den Hörer in die Popkultur der ’80er-Jahre zurückversetzt: in die Zeit von VHS und tragbaren Kassettenrekordern. „Night Drive“ zelebriert den Flair dieses Jahrzehnts in allen elf Songs, wobei eine gescheiterte Liebe den lyrischen Dreh- und Angelpunkt von TIMECOP1983s viertem Album darstellt.“
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„Mit elf Songs gelingt FM-84 die Transformation der Miami-Vice-Ära in das 21. Jahrhundert. Die verblasste Erinnerung an die ’80er-Jahre-Synthie-Sounds wandelt Bennett auf „Atlas“ in aktuelle Musik um, deren Flair an eine Zeit vor vier Dekaden erinnert, deren Sound aber kaum moderner sein könnte. Mehr ’80er-Jahre-Revival geht kaum: „Atlas“ frischt ein Lebensgefühl auf.“
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„Drei Jahre nach seinem selbstbetitelten Debüt legt das britische Trio von GUNSHIP kräftig nach. Der Nachfolger „Dark All Day“ macht seinem Namen allerdings keine Ehre, denn während man bei einem solchen Titel düstere Musik erwartet, liefert das Trio genau das Gegenteil: hochmelodischen Synth-Pop, mit dem die Briten sogar ihre Landes-Charts knackten.“
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Hi Yussuf,
top Hinweis, denn die „Back To Reality“ gilt es durchaus weiter zu empfehlen, obwohl ich gestehen muss, dass das Album in der zweiten Hälfte für mich an Fahrt verliert – einfach, weil die Songstruktur etwas zu repetitiv ist.
Wenn alle Stricke reißen und es einem nach synthygeschwängerten Black Metal dürstet: „Abtract Void“.