Dämmerland – ein Hörspiel zwischen Fantasie und Realität

Ein Hörspiel mit knapp sieben Stunden, 16 Songs, 13 Features, mehr als 30 beteiligte Musiker:innen und ein Buch mit 224 Seiten – zweifellos kann man DÄMMERLAND als Mammutprojekt bezeichnen. Zwei Jahre haben VERSENGOLD-Sänger Malte Hoyer, KISSIN‘ DYNAMITE-Frontmann Hannes Braun und Annie Hurdy Gurdy (Ex-ELUVEITIE) im Stillen an etwas völlig Neuem gearbeitet. Was dabei genau entstanden ist? Wir haben mit Malte gesprochen.

 

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Am 21. August erblickte DÄMMERLAND das Licht der Welt, passenderweise Maltes Geburtstag: „Das Datum war ehrlich gesagt Zufall, da wir lange nicht wussten, wann wir wirklich fertig werden. Ende Juli war klar, dass wir im November veröffentlichen werden. Dann haben wir zwischen der Ankündigung und dem ersten Vorverkauf eine möglichst kurze Zeitspanne gewählt.“
Bei der Vielzahl an beteiligten Musiker:innen lag es nahe, DÄMMERLAND primär über Social Media bekannter zu machen. „Trotzdem werden auch wir vom Algorithmus nicht gerade gefördert und müssen sehr viel investieren, um gesehen bzw. gehört zu werden“, gibt Malte zu. Dazu zählen Collaboration-Posts, viele Reels und unzählige Postings zu der Geschichte, der Musik und den Hintergründen des Projekts.

„Eigentlich wollte ich nie ein Buch schreiben …“

„Dass DÄMMERLAND so heißen soll, wusste ich schon sehr früh, genauer gesagt, als ich angefangen habe, die Geschichte zu schreiben“, berichtet Malte. „Als ich mich dann hingesetzt habe, war mir ebenfalls schnell klar, dass ich etwas mit dem einen oder anderen doppelten Boden machen will, dabei familienfreundlich ist und gleichzeitig etwas vermittelt. Das ist – genau wie bei VERSENGOLD – mein Anspruch an mich selbst gewesen. So ist die Story immer länger geworden. Eigentlich wollte ich nie ein Buch schreiben, weil ich dafür viel zu faul bin.“ Sein Respekt vor Schriftstellern sei in dieser Zeit ungemein gewachsen, berichtet das Nordlicht weiter: „Bereits ein kleines Buch wie dieses zu schreiben, ist extrem aufwendig und es steckt wahnsinnige Arbeit drin: Kreativität, ein stimmiger Plot, möglichst keine Logikfehler und vieles mehr.“
Und der Bogen zur Musik? „Hannes hat mich 2022 angerufen und gefragt, ob ich Lust auf ein Hörspiel mit Musik hätte. So ist im Laufe der Zeit mit DÄMMERLAND eine richtige Erzählung entstanden, in der genug Raum für schöne Lieder ist. Ab und an habe ich direkt in den Kapiteln vermerkt, wovon ein entsprechender Song handeln könnte und was an dieser Stelle witzig wäre. Insgesamt habe ich ein Jahr an der Geschichte geschrieben, allerdings über einen längeren Zeitraum verteilt, da wir u.a. eine VERSENGOLD-Produktion hatten.“

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Nach der Handlung kamen die Lieder, die Malte getextet und Hannes vertont hat. Schnell sprachen die beiden auch mit den ersten möglichen Gästen. Hilfreich für Malte war in der gesamten Zeit immer, dass er auch gerne seine Freizeit mit Kreativarbeit verbringt: „Ich liebe mein Zuhause, habe ein schönes Grundstück mit einem großen Garten und bin gerne hier. Zudem ist meine Familie in der Nähe und ich kann hier wunderbar entspannen, wenn ich an eigenen Projekten arbeite.“ Während der Corona-Zeit sind so auch seine Gedichtbände entstanden. Für DÄMMERLAND hat Malte teils fünf bis acht Stunden täglich investiert, so VERSENGOLD und sein Leben es zuließen. Seine Kreativität zu sortieren und kanalisieren, fällt ihm leicht: „Ich habe mir immer Notizen gemacht, wenn ich eine Idee hatte, und diese dann ausgearbeitet, sobald die Zeit dafür da war. Wenn ich schreibe, muss ich auch die Ruhe haben, dass ich weiß, ich kann jetzt hier ein paar Stunden arbeiten und mich in eine eigene, kleine Welt begeben. Dann überlege ich mir konkret, wie es weitergehen kann und wo ich hinwill. Nach längeren Pausen braucht das natürlich etwas Zeit, aber im Laufe der Monate habe ich gewisse Routinen aufgebaut.“

Mehr als Fantasy

Zu Beginn standen der Anfang und das Ende von DÄMMERLAND. „Außerdem wusste ich ungefähr, was zwischendurch passieren soll,“ so Malte weiter. Einerseits lässt sich die Geschichte als Fantasy-Märchen im Disney-Stil hören, das auch viele klassische Element und eine emotionale Achterbahnfahrt umfasst. Andererseits kann jede:r auch auf die Suche gehen: nach Metaphern, der eigentlichen Bedeutung der Charaktere und Orte sowie der im Grunde ernsten Thematik. Malte erklärt dies folgendermaßen: „Du kannst in jedem Charakter etwas anderes sehen als Fantasy, Man kann sich aus psychologischer oder pädagogischer Sicht immer überlegen: Wer verkörpert eigentlich was?“
Zusammengefasst handelt DÄMMERLAND von einem kleinen Jungen namens Fiete, der mit seiner Mutter alleine in einem schrägen Häuschen am Waldrand lebt. Bis vor kurzem wohnte dort auch seine Oma, die allerdings verstorben ist und ihm einen Goldzahn vermacht hat. Dieser Goldzahn ist Fietes großer Schatz und wird ihm eines Abends von einer Elster geklaut. Fiete geht daraufhin auf die Suche nach dem Zahn und um diesen zu finden, denkt er an ein Lied, welches seine Oma für ihn gesungen hat. Nach und nach rutscht er immer weiter in eine Fantasiewelt und es wird dabei klarer, in welcher psychischen Verfassung sich seine Mutter eigentlich befindet. Nach und nach verschwimmen die Grenzen zwischen der realen und fiktiven Welt. „Die ganze Geschichte könnte von Anfang bis zum Ende eine Konversation zwischen ihm und seiner Mutter sein“, verrät Malte.

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Wer sich fragen möchte, warum es Fietes Mutter schlecht geht, was Verlust für sie bedeutet und wie sie damit umgeht, der kann das tun – optional. „Du kannst die Geschichte auch einfach hören, dich erfreuen und an bestimmten Stellen traurig sein,“ so Malte. Etwas Autobiografisches sieht der VERSENGOLD-Sänger nicht, allerdings arbeitet er mit diesem Buch auch sehr stark eigene Erfahrungen und Berührungspunkte mit Ängsten und Depressionen auf. Besonders geprägt hat Malte ein schwerer Unfall in seinem Marokko-Urlaub vor rund zehn Jahren, den er lange verarbeiten musste. DÄMMERLAND sieht er nun auch ein bisschen als seine eigene Reise. Mit dem Endergebnis ist er zufrieden.

Bekannte Gesichter in neuen Rollen

Als Sprecher und Erzähler konnten DÄMMERLAND Stephan Benson gewinnen. Dieser war bereits an einigen Hörbuchproduktionen beteiligt und lieh seine Stimme z.B. Daniel Craig in „Sylvia“, David Morrissey in „Sinn und Sinnlichkeit“ und „The Hollow Crown“, Kenneth Branagh in „Shackleton“ oder wiederholt auch dem dänischen Schauspieler Ulrich Thomsen. Mit FIDDLER’S GREEN-Sänger Albi übernahm ein szenebekannter Vertreter und studierter Germanist das Lektorat. Gleichzeitig hat er mit dem Drachen eine eigene Sprechrolle bekommen und dazu ein eigenes Lied auf Deutsch vertont – bei Fiddlers eine Seltenheit, genau wie bei Chris Harms von LORD OF THE LOST, der ebenfalls in seiner Muttersprache zu hören ist. Micha von IN EXTREMO singt wiederum einen Song über einen Riesen, eingesprochen wurde der Charakter genau wie bei Chris wiederum anderweitig. Mit dabei sind u.a. noch Eric Fish von SUBWAY TO SALLY (als Elster), Eike von VERSENGOLD (als Pilz), MR. HURLEY UND DIE PULVERAFFEN sowie alle drei DÄMMERLAND-Köpfe selbst. Annie nimmt von den dreien die größte Rolle ein und agiert auch als das Gesicht nach draußen. Abseits den Folks gibt es mit Tetzel von ASENBLUT bzw. ALL FOR METAL (als Troll) und EXIT-EDEN-Sängerin Anna Brauner auch weitere Gäste mit einem gänzlich anderen musikalischen Background zu hören. „Wir haben nur zwei Absagen bekommen, das hat mich sehr gefreut. Alle anderen waren sofort mit Feuereifer dabei“, erinnert sich Malte.

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Zwar ist DÄMMERLAND eine abgeschlossene Geschichte, einen kleinen Cliffhanger gibt es dennoch. Somit ist eine Fortsetzung nicht ausgeschlossen, voraussichtlich auch abhängig davon, wie der erste Teil angenommen wird. „Ich bin zwar kein Schriftsteller und es ist gleichzeitig auch mein erstes Hörbuch, ich bin aber dennoch sehr überzeugt vom Ergebnis und sehr gespannt, wie es den Leuten gefällt“, so Malte abschließend. Veröffentlicht wird das Hörspiel in verschiedenen Editionen am 22. November über Universal Music. Erhältlich ist es unter anderem hier.

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