Mit Fatalismus ins neue Jahr starten? Können wir! Wir haben uns für diese BLECH-Folge nochmal dem gegenwärtigen Stand der Metal-Musiklandschaft gewidmet – und schütteln unsere Köpfe schneller, als wir headbangen können. Wie kann es denn angehen, dass der schlimmste Metal-Stumpfsinn die großen Hallen füllt und die Hörer*innenzahlen anführen? Und ist das überhaupt eine neue Beobachtung oder werden wir einfach nur alt?
Es bleibt wohl niemandem verborgen, dass Musikhören und Konzertbesuche heute anders laufen als noch vor 20 Jahren. Bombast, glattgebügelte Produktionen und nicht zuletzt die wahnwitzigsten Gimmicks sind uns dabei besonders aufgefallen. Von Space-Fantasy, sexy Nonnen, saufenden Piraten, buddelnden Zwergen und leidenden Weltkriegssoldaten wird nach und nach jedes nerdige Sujet im Metal abgearbeitet. Limitiert das nicht zwangsläufig jedes musikalische Schaffen? Und müssen Songs im Laufe einer Bandkarriere immer vorhersehbarer werden, damit jeder Dulli sie bei drei Promille noch mitgrölen kann?
Beim Blick zurück versuchen wir ehrlich zu uns zu sein: So richtig schlau war Metal zumindest textlich oft nicht. Weder brutaler, technischer Death Metal noch schwanzgesteuerter 80er Glam Metal glänzte mit geistreichen Ergüssen. Aber musikalisch war da doch mehr dran, weniger kalkuliert, oder? Wenn wir uns da mal nicht in allzu verengten Metal-Begriffen verrennen!
Stumpfsinn hat natürlich viele Facetten: Es können Texte und lyrische Themen sein, die Martina mit der „Tropifizierung“ von Literatur in Verbindung bringt. Oft sind es aber Songstrukturen – wie Justus analysiert – und nicht zuletzt überbordende Showelemente, die bloß keinen Interpretationsspielraum mehr bieten sollen. Ironische Distanz ist halt ein ganz bequemer Schutzpanzer. Aber Leute, das kann’s doch nicht gewesen sein!?
Disclaimer: Uns ist bewusst, dass „dumm“ ein schwieriger, potenziell ableistischer Begriff ist, der zu menschenfeindlichen Abwertungen führen kann. Deswegen versuchen wir hier, möglichst vorsichtig damit umzugehen.
Shownotes:
Rant über “Dumb Power Metal” bei The MetalPidgeon
Warum der Begriff “dumm” schwierig ist
Tropeification auf dem Buchmarkt
Erfundene Genres im Spotify Wrapped
Longread zu allem, was bei Spotify schiefläuft + der 15-Sekunden-Regel
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