ZYKLON-B war eines dieser Skandinavischen Allstarprojekte, die ein oder ein paar weitere Veröffentlichungen herausbrachten, bevor sie schnell wieder von der Bildfläche verschwanden und posthum Kulstatus erlangten. In diesem Falle war es nur die eine elfminütige EP namens „Blood Must Be Shed“, die jemals das Tageslicht erblickte. Die EP wurde original 1995 über Malicious Records veröffentlicht und erschien 1996 über Mystic Productions in Form einer Split mit den Schweden Swordmaster und wurde im Jahre 2004 über Blackend Records neu aufgelegt. Enthalten als Bonustrack war der Remix des Songs „Warfare“ namens „Total Warfare (Sea Serpent Mix)“, der auch auf der 99’er 7″-Split mit Mayhem enthalten war. Zwar sind die Songs allesamt qualitativ großartig, allerdings bezweifle ich, dass dieses Release für Aufmerksamkeit hätte sorgen können, wären nicht populärste Musiker aus dem Hause Emperor, Dodheimsgard, Thorns und so weiter und so fort involviert. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Szene zu groß und zu voll gewesen, als dass jemand dieses kleine Meisterwerk hätte entdecken können. Um die politische Diskussion schon einmal vorwegzunehmen, trotz des unglücklich anstößig gewählten Namens distanziert sich die Truppe mehrmals von poltischen oder rassistischen Ideologien, wer die CD aufgrund des Bandnamens nicht kaufen will, der ist dann wohl selbst Schuld.
„Mental Orgasm“ legt gleich kompromisslos los, man hört, dass die Riffs aus Samoths Feder stammen, Frost knüppelt in gewohnter Weise vor sich hin und Aldrahn verleiht dem ganzen durch seine fast gar paranoid-morbide Stimme den letzten Schliff. Nicht zu unterschätzen aber eine eher hintergründliche Rolle spielend sind die von Ihsahn eingespielten Keyboardparts, die schon diesem Song an einigen Stellen an Intensität verleihen. Textlich geht es um Tod, Zerstörung und Nihilismus, für heute kein neues Thema mehr, damals wurde aber gerade die Welle der apokalyptischen Lyrics losgetreten, hier ging es mal nicht nur um Satan. Auch das folgende „Bloodsoil“ ist natürlich im selben Stil gehalten und erneut hat man das Gefühl, dass hier verarbeitet wurde, was für Emperor zu extrem war und deshalb keinen Platz mehr fand. Roh und trotzdem atmosphärisch und teils gar melodisch gleichzeitig. Ebenso hält es sich beim letzten und längsten Song „Bloodsoil“, dem sogar ein kurzes aber auch sehr stimmungsvolles Solo verpasst wurde. Dieser Song zeigt in den fünfheinhalb Minuten wohl die abwechslungsreichste Seite des Albums und die seltsamste Sprechsampelpassage in einem Black Metal Song auf.
Die Riffs und Melodien auf „Blood Must Be Shed“ tauchten im Laufe der Geschichte des Black Metal noch oft auf. Ob ZYKLON-B letztendlich für eine Revolution verantwortlich waren, ist wohl das Unwahrscheinlichste überhaupt, dennoch; Kult-Scheibe hin oder her, diese EP ist musikalisch gesehen für jeden Freund der Spielrichtung Pflichtprogramm und das, wie gesagt, nicht nur aus nostalgischem Wert. Das Rerelease mit dem eher unbrauchbaren Bonustrack ist ausreichend erhältlich, weswegen man die Gelegenheit ergreifen und sich diese Scheibe zulegen sollte.
Keine Wertung