Zwischenlichten - Dämmerschwellen Cover

Review Zwischenlichten – Dämmerschwellen

Das Leben in einer durch und durch profanen Welt kann fürchterlich betrüblich sein. Frei von Aberglauben wähnen wir uns rational und selbstbestimmt – und sind doch ständig auf Sinnsuche. Für das Staunen über Unerklärliches ist in unserer (vermeintlich) aufgeklärten Leistungs- und Konsumgesellschaft hingegen kaum noch Platz. Dass ZWISCHENLICHTEN dieses Staunen gewissermaßen in das Zentrum ihres Schaffens stellen, kann man demnach als Akt des Aufbegehrens deuten. Auf seinem Debütalbum, das den Titel „Dämmerschwellen“ trägt, zelebriert das Darkfolk-Projekt aus Helmbrechts das Wundersame: alte lokale Bräuche und Glaubensvorstellungen, in Antiquariaten verschollene Gedichte, die Schönheit der Natur und den Zauber der Fantasie.

Dennoch herrscht auf „Dämmerschwellen“ beileibe nicht durchwegs wohlige Eintracht. Zwar haben ZWISCHENLICHTEN mit dem von einer fidelen Viola geprägten „Auf die Höhen“ eine herzergreifende Ode an die Wanderlust und mit dem elegant-beschwingten „Gesang der Träumer“ eine zur Fantasterei ermutigende Hymne geschaffen. In den meisten der durchwegs einprägsamen und gekonnt eingespielten Lieder schwingt jedoch zumindest eine gewisse Melancholie, wenn nicht gar eine tief sitzende Traurigkeit mit.

So schwärmt Projektkopf Nico Schwappacher im bodenständigen „Heimat“ zwar von seiner Verbundenheit mit dem Stück Erde, das er sein Zuhause nennt, die kalten Gitarrenmelodien künden jedoch von einer ihn selbst dort nicht loslassenden Schwermut. Das besagte Eröffnungsstück gibt zudem bereits einen ersten stilistischen Hinweis auf den zweiten Musiker, der an ZWISCHENLICHTEN beteiligt ist: Martin van Valkenstijn, Mastermind von Mosaic. Dessen Rolle als Impulsgeber des Projekts macht sich auch in Folge in mehrfacher Hinsicht bemerkbar. Insbesondere dem volkstümlichen „Lichtmesstag“ mit seiner kräftigen, auf Akkordeon und Perkussionen gestützten Instrumentierung sowie dem besinnlichen, wenn auch teilweise recht unscheinbaren „Herbstfeuer“ ist deutlich anzuhören, dass das Multitalent nicht nur als Inspirationsquelle hergehalten, sondern selbst seine Finger im Spiel hat.

Auch die (mitunter etwas zu gewollt) altmodisch-verstaubt klingende Produktion der Platte legt Vergleiche mit den Veröffentlichungen von Mosaic nahe. Dennoch gelingt es Schwappacher, ZWISCHENLICHTEN mit seinem jugendlichen Gesang und dem feinfühligen Charakter seiner Lieder vom Schaffen seiner Vorbilder und Mitwirkenden abzuheben.

Ganz im Sinne der Grundidee von ZWISCHENLICHTEN gibt es auf „Dämmerschwellen“ vieles zu bestaunen: das desolate „Duldsamkeit“, das das schwere Los eines bäuerlichen Lebens vertont, den mysteriösen, sich im Refrain mächtig aufbäumenden Achtminüter „Zwischenlichten“ und das schwelgende, beinahe meditative „Winterstille“. Nüchtern betrachtet lässt sich an dem Album durchaus das eine oder andere kritisieren – etwa den etwas gekünstelten Sound und eine Handvoll ins Pathetische kippende Text- und Gesangsstellen, die auch inhaltlich wohl nicht alle Zuhörenden ansprechen. „Dämmerschwellen“ mit kaltem Blick zu analysieren, hieße jedoch, ZWISCHENLICHTEN falsch zu verstehen – ist es doch wohl gerade das Anliegen der Band, einer zunehmend durchrationalisierten Welt wieder ein bisschen Magie und Gefühl einzuhauchen.

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Wir weisen darauf hin, dass in der hier besprochenen Band ein Redaktionsmitglied von Metal1.info aktiv ist. Selbstverständlich sind wir auch in solchen Fällen stets um professionelle Distanz bemüht. Eine direkte Einflussnahme des betreffenden Redakteurs auf Text oder Wertung schließen wir aus.

Wertung: 7.5 / 10

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