Wenn es um das Subgenre Power Metal geht, kommt man innerhalb der Szene nicht selten an erbitterten Grabenkämpfen zweier Lager vorbei. Die einen, eher traditionell veranlagten, proklamieren diese Schublade als einzig für den roheren, „metallischeren“ US-Metal bestimmt, die anderen verbinden hiermit eher melodische Kombos wie Edguy, Sonata Arctica oder eben auch Helloween. Letzten Endes führt auch diese Diskussion irgendwie ins Nichts. Umso interessanter jedoch erscheint diesbezüglich nun die neue Veröffentlichung der Amis ZANDELLE, „Perseverance“, die es einfach mal beiden Parteien recht machen will. Und, soviel sei vorab gesagt, es funktioniert sogar.
Die Jungs um Sänger George Tsalikis sind bereits seit 1996 unterwegs und tischen mit besagtem „Perseverance“ bereits ihr fünftes Studioalbum auf. Von Jungspunden der Szene kann also nicht die Rede sein. Doch wie klingt die ganze Sache denn nun musikalisch? Zunächst einmal sehr europäisch: Nach dem relativ belanglosen Intro (wieso tendieren immer mehr Band zu derart nichtssagenden Einleitungen?) erinnert der Opener „Unending Fortitude“ an genau den hochmelodischen Power Metal, den man seit Jahren mit den oben genannten Bands verbindet. Es gibt pfeilschnelle Double-Bass-Einlagen, übermäßigen Keyboard-Einsatz sowie die hohe wie auch angenehme Stimme von Tsalikis, gepaart mit opulenten Chören. Doch bei genauerem Hinhören dürfte bereits hier auffallen, dass ZANDELLE einige Dinge etwas anders machen. Alleine das sehr klassisch anmutende Gitarrenspiel mit vielen Twins sowie die geschickt platzierten Tempowechsel sorgen für frische Akzente. Des Weiteren tönt das Songmaterial auch um einiges rauer und nicht so glattpoliert wie sonst. Deutlicher wird dies beim folgenden „Lycanthrope“, der, würde man die Keyboards weglassen, eher amerikanisch geprägt ist. Dieses Wechselspiel zelebrieren ZANDELLE auf „Perseverance“ das eine oder andere Mal und wirken mit dieser Methode zudem zu jeder Sekunde schlüssig. Mal wird es etwas roher („Beyond The Point“, „Shadow Slaves“, „Midnight Reign“), mal wieder hochmelodisch („Perseverance“, „Avenger Of The Fallen“) – letztendlich können die Amerikaner mit ihren Kompositionen überzeugen und offerieren mit „Avenger Of The Fallen“ oder dem Titeltrack sogar einige Hits. Selbst der abschließende Longtrack ist absolut hörenswert, wenn auch streckenweise recht antiquiert
So lässt sich am Ende sagen, dass Power-Metal-Fans (und hiermit sind nun auch wirklich mal alle angesprochen) auf jeden Fall beide Ohren riskieren müssen. Das, was ZANDELLE hier abliefern, ist größtenteils überzeugende Genre-Kost, die von allem irgendwie etwas bietet, letzten Endes aber natürlich dem Genre insgesamt nicht viel Neues hinzufügt.
Wertung: 8 / 10