Als eine von wenigen Bands schaffen es Blut Aus Nord, die Fanscharen zweier Genre um sich kreisen zu können: Zum einen die Black-Metal-Fraktion, zum anderen die Industrial-Metal-Anhänger. Hören die einen die „Memoria Vetusta„-Trilogie rauf und runter, tun es ihnen die anderen mit der „777„-Trilogie sowie den letzten Split-Veröffentlichungen gleich. Nun ist es an der Zeit, wieder eines der Fanlager glücklich zu machen.
Das Glück kommt in Form von YERÛŠELEM, dem Nebenprojekt des Blut Aus Nord-Schöpfers Vindsval und seinem langjährigen Weggefährten W.D. Fled. Geboren in der Idee, die Kraft der „777“-Trilogie weiter auszubauen, erschufen die beiden YERÛŠELEM.
Wem besagte Trilogie noch im Ohr ist, benötigt im Grunde genommen keine weiteren Ausführungen zur Ausgestaltung des Debüts „The Sublime“: Gemächlich zwischen Thorns und Godflesh wabernd, erbaut das französische Duo in neun Songs eine Klangwelt, die ebenso graziös wie düster ist.
Dem Tempo treu bleibend, was Blut Aus Nord zuletzt auf der „Codex Obscura Nomina„-Split vorgegeben haben, wandern YERÛŠELEM im Midtempo durch die knapp 37 Minuten Musik. Mal verträumt („The Sublime“), mal derb brachial („Joyless“, „Triiunity“), unterbrochen mit sanften Interludes („Sound Over Matter“, „Textures Of Silence“) und überraschend groovigen Songs („Babel“, „Reverso“).
Trotz der oft krassen Gegensätze zwischen den Motiven gelingt YERÛŠELEM ein homogenes Album; vermutlich ist das der stets vorhandenen, gefühlten Kälte zu verdanken, die sich durch die Songs zieht wie die Kälte durch die Gliedmaßen im Winter. Besonders in der letzten Hälfte ihres Debüts reihen YERÛŠELEM mit „Joyless“, „Triiunity“, „Babel“ und „Reverso“ die stärksten Songs von „The Sublime“ aneinander, was die erste Hälfte wiederum etwas in deren Schatten verblassen lässt.
Mit ihrem Debüt schaffen Vindsval und W.D. Fled eine Bindeglied zwischen den Industrial-Veröffentlichungen von Blut Aus Nord und den späteren Platten von Godflesh – ein Bindeglied in Form von YERÛŠELEM, von dem ich bis zu deren Debüt nicht einmal ahnte, dass ich es in meinem Leben brauche.
Wertung: 9 / 10