Review Year Of The Cobra – Ash And Dust

Es gibt Bands, die die verschiedensten, mitunter sogar selbst hergestellten Instrumente einsetzen und ihre Songs mit den sonderbarsten Soundeffekten zukleistern. Und dann gibt es Bands wie YEAR OF THE COBRA, die nicht einmal ein vollständiges Metal-Instrumentarium benötigen, um ihre Musik auf die von ihnen angestrebte Weise umzusetzen. Seinen psychedelisch gefärbten Mix aus Stoner und Doom Metal spielt das Duo, bestehend aus Sängerin Amy Tung Barrysmith und ihrem Gatten Johanes Barrysmith, nämlich im Wesentlichen bloß unter Einsatz eines verzerrten Basses und eines Schlagzeugs – minimalistischer geht es nun wirklich nicht. Dass sich „Ash And Dust“, das zweite Album der Amerikaner, somit besonders streng an der Effektivität seines Songwritings messen lassen muss, ist klar, verzichten YEAR OF THE COBRA hier doch gänzlich auf diesbezügliche Mängel kaschierende Gimmicks.

„Ash And Dust“ als facettenreich zu bezeichnen, mag zu hoch gegriffen sein, dennoch zeigen YEAR OF THE COBRA hier auf durchaus beachtliche Weise, wie viel sich mit gerade einmal zwei Instrumenten anfangen lässt. Die mit einem steten, fuzzigen Distortion-Dröhnen unterlegten Tracks basieren zwar größtenteils auf dem gängigen Stoner-/Doom-Konstrukt aus groovenden, knochentrockenen Riffs und zurückgelehnten Drums, die zweiköpfige Band macht sich dieses jedoch gekonnt zunutze und liefert darauf aufbauend ein eingängiges Stück nach dem anderen ab. Dabei lassen sich YEAR OF THE COBRA allerdings keineswegs von den Konventionen ihres Genres einengen, sondern wagen sich beispielsweise auf dem fetzigen Titeltrack zwischen den ansonsten überwiegend in getragenem Tempo eingespielten Nummern auch mal in punkige Gefilde vor.

Dass die beiden Barrysmiths ein hervorragend eingespieltes Team sind, zeigt sich jedoch ebenso deutlich in den genretypischen Abschnitten der Platte. So kommt die Führungsrolle zwar durchwegs Frontfrau Amy zu – sei es über ihren leicht hypnotischen, mysteriösen Gesang („The Divine“) oder über ihr ultralässiges Bassspiel („Into The Fray“) –, doch auch Drummer Johanes gelingt es, mit seiner überwiegend unkomplizierten, aber stets passgenauen Rhythmusarbeit eigene Akzente zu setzen. Neben in ihrer Einfachheit brillierenden Volltreffer-Tracks wie dem ominös-schlendernden „Demons“ gibt es allerdings leider auch ein paar mittelmäßige Kompositionen, denen ebendiese Simplizität und Lässigkeit zum Verhängnis wird („At The Edge“).

Ein zweischneidiges Schwert stellt auch Amys Gesang dar. Während sie beispielsweise den Titeltrack gerade mittels ihrer rotzig-tobenden Vocals vorantreibt, singt sie auf „Into The Fray“ im Hinblick auf die kämpferischen Texte viel zu geschmeidig und kantenlos. Das abschließende „In Despair“, in dem die Sängerin ihren leise gewisperten Worten lediglich eine Handvoll unverzerrter Basstöne beistellt und damit den Minimalismus der Band auf die Spitze treibt, beeindruckt dann aber doch so sehr mit seiner rohen Intimität, dass man letztlich kaum anders kann, als YEAR OF THE COBRA Respekt zu zollen.

„Ash And Dust“ ist ein Album, das nicht nur seinem kargen Titel alle Ehre, sondern auch richtig Spaß macht und somit die radikale Antithese zu sämtlichen Bands darstellt, die die Substanzlosigkeit ihrer Musik durch Effekthascherei zu übertünchen suchen. Für von ausgefeilten Produktionstechniken, Orchestrierungen und sonstigem Tand verwöhnte Hörer dürfte der reduzierte Ansatz, den YEAR OF THE COBRA verfolgen, erst einmal befremdlich erscheinen. Gibt man den Amerikanern jedoch eine ernsthafte Chance, kann man in der ungefilterten Energie ihrer Songs eine erfrischende Kreativität entdecken. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass YEAR OF THE COBRA nicht die vollen 42 Minuten ihrer zweiten Full-Length-Scheibe über in Höchstform musizieren.

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Wertung: 7 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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