XASTHUR gelten als Koryphäe auf dem Gebiet des schleichenden, suizidalen Black Metals. Das seit geraumer Zeit: Malefic erfreut die Hörerschar seit 1999 mit Material, „Telepathic With The Deceased“ ist das dritte Album des Amerikaners. Der Titel erinnert an Nekromantie, viel eher ist er jedoch kongruent zu Nekroskopie. Ein Begriff, vermutlich wohl ein Neologismus, erschaffen von Brian Lumley. Dies aber nur am Rande. Das Cover zeigt eine Menschenmenge, welche aufgebahrte Leichname betrachtet. Nicht voller Ehrfurcht, vielmehr voller Faszination. Dieser Todes- und Gebeinkult durchzieht auch das spärliche Booklet.
Die Produktion ist sehr rau, was sich jedoch bei dieser Art des Black Metal empfiehlt. Es setzt die beschworenen Seelenzustände besser in Szene als ein lupenreiner Sound. „Entrance Into Nothingness“ lautet das erste Stück und beschreibt vortrefflich, wie sich dieses Lied anhört. Sehnsüchtige Klänge, welche nach Dingen harren, die sie vergessen haben, bis auf den Fakt, dass sie eben nach ihnen streben. Ohne sie scheint das Leben unvollkommen, fast nutzlos. Malefic setzt hier mit wenig verschiedenen Tönen, mit quasi nur einem immer wiederkehrenden Melodiebogen Maßstäbe. Danach scheinen XASTHUR der Verzweiflung freien Lauf zu lassen, sie ist in räudigen Black Metal transformiert worden. Der Gesang verschafft dem Hörer ein ganz klares Bild von dem, was Malefic bekrächzt. Das Drumming ist monoton gehalten und adäquat eingebaut, man kann eigentlich nicht klagen, da es nicht negativ auffällt und eher wohlwollend erklingt. Die Gitarren und eigentlich die ganze Musik verhalten sich geradlinig, monoton, schleichend. Doch prinzipiell wäre es nur die halbe Wahrheit, wenn man hier nicht weiter beschreiben würde. Breaks lassen die Musik nämlich in anderem Lichte erscheinen. Endlose, ergreifende Riffs ziehen sich zum Beispiel direkt durch das zweite Stück „Slaughtered Useless Beings In A Nihilistic Dream“. Hinzu kommt später noch ein dumpfes Schlagzeugpochen und ein befremdliches Flüstern. Generell erzeugt der Amerikaner morbide Töne, welche eine unheilvolle Anziehungskraft besitzen, als würde der Hörer ahnen, dass er davor zurückschreckt und doch den Blick oder in diesem Fall das Ohr nicht lösen kann. Der einzige Makel ist wohl, dass die Musik in seltenen Fällen ein wenig verflacht, den Griff um den Hörer lockert. Die Höhepunkte auf „Telepathic With The Deceased“ sind rückblickend relativ schwer zu erfassen, man erkennt sie im Moment des Hörens. Nur dann vermag man es, Stück von Stück zu trennen und zu vergleichen. Der überragendste Track jedoch ist vielleicht „Murdered Echoes Of The Mind“, da Malefic es hier gelang, eine schwer beladene Seele einzufangen, das Lied ist voller Tragik. Man kann das Schicksal fast greifen und wird, je mehr man sich darauf einlässt, immer erfüllter von dieser urtraurigen Stimmung. In der zweiten Hälfte von „Murdered Echoes Of The Mind“ scheinen XASTHUR dieses Elend verstärkt hinausschreien zu wollen, zumindest wird die Musik stärker durch Gitarrenklänge unterstützt.
Keinesfalls kann man dies als einfachen, depressiven Black Metal abtun, „Telepathic With The Deceased“ ist weit mehr. Es ist Zeuge des Leides und der unerfüllbaren Sehnsüchte. Und genau diese brilliante Umsetzung macht dieses Album so verdammt gut. Es ist somit nicht zu leugnen, dass dieses Werk in gewissen Stimmungen besonders nahe an den Hörer herantritt. Zweifellos braucht es so oder so einige Durchläufe und wie das bei extremerer Musik dieser Machart ist, kann ich es auch nicht jedem empfehlen. Aber jeder, der diesen Stil des Black Metal schätzt…nunja: wunderbares Album.
Wertung: 8 / 10