XANDRIA The Wonders Still Awaiting Coverartwork

Review Xandria – The Wonders Still Awaiting

Sechs lange Jahre ist die Veröffentlichung des letzten XANDRIA-Albums „Theater Of Dimensions“ schon her. Da bieten sich Floskeln wie „In sechs Jahren kann viel passieren“ natürlich an, selten passten sie auf eine Band aber so sehr wie auf XANDRIA anno 2023 bei „The Wonders Still Awaiting“: Seit dem letzten Output ist nur noch Gitarrist Marco Heubaum übrig, der seit den frühesten Anfängen und damit schon fast 30 Jahre lang dabei ist. Alle Neulinge sind dagegen noch frisch im Symphonic-Metal-Business, Dimitrios Gatsios etwa trommelt bei der NDH-Truppe Stahlmann. Die bedeutendste Änderung freilich ist die am Gesang.

Ambre Vourvahis heißt die neue Frontfrau und feiert mit „The Wonders Still Awaiting“ ihren metallischen Einstand. Bisher hat Vourvahis – halb Griechin, halb Französin – in Musicals und Chören gesungen. Dass sie neu im Business ist, lässt sie aber ab den ersten Tönen ganz schnell vergessen und entpuppt sich als absoluter Volltreffer. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin und Sopranistin Dianne van Giersbergen singt Vourvahis vorwiegend in mittleren Tonlagen und gibt dem Material damit einen ganz anderen Anstrich. Nur manchmal wagt sie sich in höchste Höhen, überzeugt aber auch in diesen Momenten. Dafür zeigt sie sich mit ihrer melodischen, warmen Stimme äußerst variabel und überrascht sogar mit einigen Growls, überhaupt wirkt das gesamte Soundbild mit ihr kraftvoller. XANDRIA wagen neben dem kompletten Line-up-Umbruch auch eine Neuausrichtung am Mikrofon und machen damit alles richtig.

Musikalisch zeigen sich XANDRIA wie gewohnt nicht bescheiden und schwingen wieder die große Bombast-Keule: Das Orchester und der 40-köpfige Chor des Sofia Session Orchestra & Choir sorgen für eine gewaltig dicke Soundwand. Bei den Songs wird XANDRIA-typisch dick aufgetragen, Klischees und Kitsch werden immer mit Kusshand in Richtung der Hörer und Hörerinnen gepustet – und das auf ganz hohem Niveau! Irgendwo zwischen progressiven Momenten Epicas und 2000er Nightwish haben XANDRIA ihre eigene Identität gefunden und präsentieren 13 durchweg starke Songs. Auch für Abwechslung sorgende Tracks wie die Ballade „Your Stories I’ll Remember“ oder das emotionale, an frühe Evanescence erinnernde „Paradise“ überzeugen auf ganzer Linie. Das abschließende Epos „Astèria“ scheint mit seinen neun Minuten eine Klammer um Vergangenheit und Gegenwart schließen zu wollen und erschlägt einen mit ständigen Wechseln zwischen Uptemo und Gemächlichkeit, verschiedenen Gesangsstilen und orientalischen wie Folk-Elementen. Es passiert so unglaublich viel – aber nie so viel, dass es zu viel wäre und das spricht für reifes, ganz starkes Songwriting.

Die Besetzungswechsel, von denen XANDRIA schon genug für mehrere Gruppierungen hatten, haben der Band nicht geschadet – im Gegenteil, auf ihrem achten Album präsentieren sie sich so stark und selbstbewusst wie schon lange nicht mehr. „The Wonders Still Awaiting“ schließt mindestens zum starken „Neverworld’s End“ von 2012 auf, vielleicht ist das neueste Werk sogar das beste der Bandgeschichte. Selbst über die monumentale Laufzeit von 74 Minuten wird die Platte nie langweilig. Wie schon im letzten Jahr Visions Of Atlantis machen nun mit XANDRIA die nächsten Symphonic-Metal-Veteranen einen gewaltigen Schritt nach vorne. „The Wonders Still Awaiting“ ist das erste große Genrehighlight des Jahres 2023!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 9 / 10

Publiziert am von

2 Kommentare zu “Xandria – The Wonders Still Awaiting

  1. Überrascht mich ehrlich gesagt dass das Album so abgefeiert wird, gerade die neue Sängerin klingt im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen meiner Meinung nach eher unscheinbar.
    Ist ja schön und gut dass nicht mehr auf klassischen Soprangesang gesetzt wird aber das hat die letzten Xandria Alben nunmal ausgemacht. Ambre’s „normale“ Stimme klingt im Gegensatz dazu für mich zu lieblich und kraftlos um den nach wie vor symphonischen musikalischen Ansatz tragen zu können, beim Hören habe ich jedenfalls den Eindruck dass ihre Stimme – trotz der eher beiläufig eingesetzten Growls – eher untergeht.
    Zu „Neverworld’s End“ schließt das neue Album meiner Meinung nach nicht wirklich auf, mit Manuela Kraller hatten Xandria damals die für mich beste Sängerin in ihrer Bandgeschichte (meiner Meinung auch stärker als Dianne van Giersbergen) und „Neverworld’s End“ hat aus meiner Sicht auch die stärkeren Songs.

    1. Hallo Martin, versteh dich schon, wenn du mit Ambres Gesang nicht ganz warm wirst – es ist halt wirklich etwas komplett anderes als der Soprangesang von Dianne. Mit ihr wurde ich tatsächlich nie so warm, die Kombination auf dem neuen Album gefiel mir dagegen von Anfang an. Das Album hör ich seit Wochen und immer noch sehr gerne und für mich persönlich ist es wohl sogar das Album des Monats Januar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert