Review Wyrd – Vargtimmen Pt. I (Re-Release)

  • Label: Omvina
  • Veröffentlicht: 2006
  • Spielart: Black Metal

Vergleicht man das Logo der Re-Releases der „Vargtimmen“-Werke, so stellt man fest, dass sich beide Grafiken ähneln. Mehr noch: Sie sehen komplett gleich aus, nur die Farbgebung differiert. Bei vorliegendem „Vargtimmen Pt. I“ ist sie in einer Mischung aus dunkel- und kobaltblau bis schwarz gehalten, Teil zwei wartet da mit helleren und freundlichen Farbtönen auf. Möchte man nun daraus schon Schlüsse ziehen, so ist der wohl logischste, dass „Vargtimmen Pt. I“ von der Stimmung her düsterer und finstrer ist, sich vielleicht mehr am räudigen Black Metal orientiert. Doch das ist bloß eine Mutmaßung, kommen wir also zur Musik, die weiteren Aufschluss über diese These gibt.

Nun, dem Album scheint auf den ersten Blick wirklich genau diese Überlegung zugrunde zu liegen, zumindest ist „The Lonely Sea“ roher als andere WYRDschen Kompositionen. Zwar sind sanfte, melodiöse Arrangements enthalten, jedoch dominieren Gitarrenklänge, wie sie vor mehr als einer Dekade an der Tagesordnung waren. Dieses Lied weiss sogar zu gefallen, kann sich allerdings nicht festsetzen, da Narqath es nicht schafft, rohen Black Metal zu intonieren, der mit einem solch sardonischen Trieb ausgestattet ist, dass er sich quasi im Gedächtnis des Hörers festbeißt. Scheinbar ist dieser Umstand dem Finnen wenigstens unterschwellig bewusst, „Autumn“ hat nämlich nichts mit dem Vorgänger gemein. Hier finden sich wieder die für WYRD typischen „Forestsounds“; die perfekte Untermalung von verregneten und einsamen Waldesmärschen. Der Titeltrack schlägt wiederum in die härtere Kerbe, weiss aber schon eher zu überzeugen, wenngleich auch er keine sonderlich hohe Güteklasse besitzt – in Relation zu den weitaus melodischeren Stücken gesetzt.

Aber kommen wir zum wohl besten Lied auf dem Album: „Sad Song of the Woods“. Er beginnt zunächst einmal mit einer folkloristischen Einleitung, wie man sie schon häufig bei WYRD gehört hat. Nichts atemberaubendes, aber fein und leicht ergreifend komponiert. Doch das ist nicht der Grund, warum man „Sad Song of the Woods“ hervorheben sollte, es geht vielmehr um die famose und grandiose Melodieführung, die sich der Einleitung anschließt. Majestätischer, erhabener Black Metal, wie man ihn zwar ebenso von Narqath gewohnt ist, jedoch wunderbar eingespielt. Gefühlsintensiv schwelgt die recht simple Melodie über dem Tenor der Musikinstrumente; der Gesang, welcher zwischen Wispern und Krächzen wechselt, untermalt die Atmosphäre würdig. Doch was wäre der Finne, wenn das Lied so ausklingen würde? Folglich verfällt man noch mal in das melancholische Flüstern vom Anfang, bevor die Zügel erneut und teils straffer angezogen werden. Dieses Mal übrigens mit Unterstützung einer klaren Stimme. Ehe man sich versieht, sind schon mehr als 17 Minuten verflogen und eines von vielen Epen des Finnen fand sein Ende; der Hörer bleibt freudig und wehmütig zugleich zurück. Als Schluss ertönt nun die Reprise des Titeltracks, welche fast gänzlich ohne Gesang auskommt, sieht man mal vom wilden Keifen hier und da ab. Die Szenerie verwandelt sich hier später in ein Naturschauspiel. Regen prasselt auf die Erde hernieder, Winde wehen, die Musik vermittelt Tristesse, genauso aber auch eine Art Neubeginn. Zuletzt ertönt Keyboardklimpern, welches einsam verklingt.

Narqath präsentiert auf „Vargtimmen Pt. I“ seine Stärken, jedoch ebenso seine Schwächen, wenn man das so sagen darf. Freilich sind seine reinen Black Metal-Stücke nicht schlecht, sie verblassen jedoch angesichts seiner anderen Lieder, so dass es ratsam wäre, sich weniger auf räudigen Black Metal zu konzentrieren respektive diesen so stark zu verbessern, dass er nicht negativ auffällt. Alles in allem ist WYRD auch mit diesem Werk ein Album gelungen, wie man es gerne hört, es inkludiert zahlreiche Emotionen und Klangesfacetten, dass es eine Freude ist, zu lauschen. Übrigens besitzt Teil zwei von Vargtimmen mehr Ohrwürmer (klar, sind ja auch mehr Lieder enthalten), wirklich schlechter ist Teil eins aber keinesfalls.

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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