WRATH OF LOGARIUS ist eine relativ neue US-amerikanische Black-Metal-Band. Inmitten der Pandemie gegründet, hat die Formation nun mit ihrem ersten regulären Album „Crown of Mortis“ bei Season of Mist debütiert. Überdies beansprucht das Quartett aus den USA für sich, ein neues Genre etabliert zu haben – und zwar titulieren sie ihre Musik als „Formless Black Metal“. Das kann Fragen aufwerfen, legt jedoch nahe, dass es der Band darum geht, sich frei von Genre-Konventionen zu bewegen. Aber wird hier wirklich das Rad neu erfunden? In aller Kürze: nein.
Denn wirklich „formlos“ ist die Musik von WRATH OF LOGARIUS nicht. Einflüsse wie Melodic Black Metal, Deathcore, Post-Rock und ein Quäntchen Progressive lassen sich sehr schnell ausmachen. Nach dem gespenstisch-atmosphärischen Spoken-Word-Intro „Unfathomable“ prügelt sich das Quartett durch den Opener „Keeper of the Spectral Legion“. Mit seiner Mischung aus wuchtigem Death Metal, der von sinistren Post-Black-Metal-Harmonien durchzogen ist, tritt man die Bassdrum ebenso selbstverständlich bis zum Anschlag durch, wie man zwischen Midtempo-Parts und kurzen progressiven Ausbrüchen wechselt.
Sänger Noctifier verleiht dem Sound von WRATH OF LOGARIUS durch scharfe und doch klar artikulierte Screams, gemischt mit nicht weniger kraftvollen Growls, das richtige Maß an Authentizität. So kann bereits der eigentliche Eröffnungstrack durchaus als Referenz auf das gesamte Album gewertet werden. Gleichzeitig ist der Song einer der stärksten auf „Crown of Mortis“.
Die sich anschließenden Songs setzen den eingeschlagenen Kurs mit unterschiedlicher Gewichtung der verwendeten Einflüsse fort. „Erosion“ beispielsweise hat fantastische Gitarren-Arrangements zu bieten, die im besten Sinne atmosphärisch wirken und klarstellen, dass WRATH OF LOGARIUS wissen, was sie tun. Auch der furiose Charakter eines „Of the Void“ mit seinen bitterbösen Melodien und die fantastischen, flächigen Harmonien, die sich auf „Long Dead King“ mit dicken Grooves abwechseln, wissen sehr zu gefallen.
Die größte Stärke von Crown of Mortis offenbart sich immer dann, wenn die Band sich auf ihr Gespür für große Melodien verlässt. Dann nämlich könnte das ganze stimmiger nicht sein. Auch die zügellose Raserei eines „The Ethereal Mist“ passt hervorragend ins Bild, und ein Feature mit Vilhelm (Vocals bei Grima) wirkt angesichts der drückenden Finsternis dieses Tracks nur folgerichtig.
„Crown of Mortis“ hat allerdings ein Problem: Die Verbindungen zwischen den verschiedenen Genres innerhalb der Songs funktionieren nicht immer schlüssig. Das beraubt Songs wie „Erosion“, dessen Gitarrenarrangements wirklich überzeugen, durch einen relativ laschen Midtempo-Part für einen Augenblick jeder Stimmung. Teilweise wirken die einzelnen Elemente, auch wenn sie vorwiegend gut funktionieren, recht willkürlich. So erscheint der progressive Drum-Part in „Lurker’s Tomb“ fast schon deplatziert, und die epileptische Bassdrum kratzt partiell ganz schön an den Nerven, während das interludeske „Crypt“ absolut kein Geheimnis daraus macht, dass es eine kreative Lücke ausfüllen muss.
Es ist so erfreulich, wie es schade ist. Mit relativer Sicherheit haben WRATH OF LOGARIUS das Potenzial, sich im modernen Black Metal fest zu etablieren. Die Grundlagen dafür sind sehr solide und machen schon jetzt Freude auf mehr. Andererseits verfängt sich die Musik hin und wieder in der selbst gesetzten Agenda. Manches Arrangement wirkt im Vergleich zu anderen noch recht unreif und lässt Raum nach oben. Das hat zur Konsequenz, dass „Crown of Mortis“ nicht über die gesamte Länge hinweg seine Stärken ausspielen kann.
Wertung: 7 / 10
Wann und Wo erscheint das Album?
Metallische Grüße aus Oberfranken
Hey Christian,
das Album erscheint diesen Freitag (4.4.) via Season Of Mist. Liebe Grüße!
… und rein logotechnisch die legitimen Erben von Dark Fortress!
Danke für die vielen gut verfassten Reviews!
Hey Fenrir!
Vielen für das nette Feedback, wir geben uns weiterhin alle Mühe;)