Review Woods Of Desolation – The Falling Tide

Lange war es still um WOODS OF DESOLATION, dem Post-Black-Metal-Soloprojekt von Mastermind „D.“, erschien das letzte Studioalbum „As The Stars“ doch bereits 2014. Der Musiker war allerdings in der Zwischenzeit nicht untätig, und spielte in den beiden Black-Metal-Projekten Remete und Unfelled. Acht Jahre nach dem letzten Output ist es nun aber soweit, und WOODS OF DESOLATION – seit diesem Album ist das Projekt mit dem Einstieg von Vlad an Schlagzeug und Keyboards tatsächlich zur Band geworden – legen mit „The Falling Tide“ ihr neues, drittes Album vor.

Bereits zu Beginn wird die Marschrichtung bezüglich der Stimmung und einiger Elemente des Albums klar: „Far From Here“ eröffnet mit verträumten, verhallten Gitarren und perlenden Melodien, die von heftigen Riffs und manischem Drumming abgelöst werden. Zwischen ruhigen Passagen und brachialer Gewalt, zwischen erhabenen Gitarrenläufen und sich fast schon überschlagendem Drumming, zwischen wunderschönen Melodien in schwindelerregenden Höhen und dem krächzenden, verzweifelten, fast schon wütenden Brüllen von D. bedienen WOODS OF DESOLATION die ganze Klaviatur der Gefühle. Bei aller Wehmut, bei aller Verzweiflung, bei aller Sehnsucht ist „The Falling Tide“ als Album dennoch hoffnungsvoll und so die logische Weiterentwicklung der beiden Vorgänger.

Da die beiden Themen schon angesprochen wurden: Sowohl an der Abmischung als auch am Gesang entscheidet sich voraussichtlich, ob und wie sehr man sich auf „The Falling Tide“ einlassen kann. So ist die Abmischung auf „The Falling Tide“ zwar stimmiger und besser als auf den beiden Vorgängeralben, insgesamt allerdings leider sehr dumpf und schwammig. Dass – der zweite streitige Punkt – D.‘s Gesang deutlich präsenter im Mix liegt, verleiht WOODS OF DESOLATION tatsächlich einen individuellen Charakter, der sie von anderen Bands aber auch von ihren bisherigen Alben unterscheidet. Das kaputt klingende Röcheln, das aktiv angestrengt klingt, ist vor allem so weit vorne in der Abmischung platziert, sicher nicht für jede Person geeignet.

Der Kitschfaktor auf „The Falling Tide“ ist aufgrund der Melodieführung extrem hoch – klingt allerdings zu jeder Zeit vollkommen stimmig und hält die Atmosphäre des Albums gerade im Gegenpol zum treibenden Drumming und dem brachialen Gesang durchgehend auf einer melancholisch-hoffnungsvollen Ebene. Dass hier stellenweise auch Einflüsse der früheren Deafheaven und ihrer Spielart des Post-Black-Metal aufklingen, erscheint folgerichtig – bleibt doch auch diese Musikszene nie im Stillstand. So wundert es auch nicht, dass „Illumination“ einiges aus dem Post-Hardcore-/Screamo-Sound von Bands wie Heaven In Her Arms entlehnt oder der Beginn von „Beneath A Sea Of Stars“ an Indie-Bands wie Bloc Party erinnert.

Dass die Songs alle relativ ähnlich klingen und manche mehr oder überzeugen können, kaschieren WOODS OF DESOLATION neben diesen Einflüssen durch ein Eindampfen der Spielzeit des Albums auf gut 37 Minuten – so werden einzelne Muster nicht zu sehr ausgereizt und die mittlerweile bekannte Formel des Genres bleibt frisch. Ein Beispiel hierfür besteht beispielsweise im Closer „Anew“: Wenn hier zwischenzeitlich kurz etwas Eintönigkeit auftritt, schieben WOODS OF DESOLATION einfach einen Abschluss ein, der die kurze Phase davor vergessen macht.

Ist das, was WOODS OF DESOLATION auf ihrem dritten Album machen revolutionär oder besonders speziell in einem Genre, das in den letzten Jahren eine veritable Explosion erfahren hat? Nein, das sicher nicht – aber neben der etwas zu dumpf geratenen Abmischung ist „The Falling Tide“ nahezu eine Blaupause für das, was emotionalen Black Metal ausmacht.

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Wertung: 8 / 10

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