Review Wolfchant – Bloody Tales Of Disgraced Lands

Mit WOLFCHANT bringt nun eine weitere skandinavische Band aus Bayern (das formulier ich jetzt einfach mal so) ihr Debütalbum auf den Markt. Auf dem Konzeptwerk „Bloody Tales Of Disgraced Lands“ bringen die Fünf ihre Liebe zu den „weitläufigen grünen Wäldern und malerischen Bergen“ ihrer Heimat in den „durch und durch von heidnischem Idealismus und Sehnsucht nach den guten uralten Zeiten beseelten Lyrics“ zum Ausdruck. Der Thematik dürfte mit diesen Auszügen aus dem kitschgetränkten Promoinfo genug Platz gewürdigt werden, im groben unterscheidet man sich damit ja eh kaum von den skandinavischen Kollegen. Man weiß einfach schon in etwa, was man bekommt, auch das Cover führt nicht in die Irre. Schwert, Wald, Wasser, düster-verträumt, passt scho. Posing will aber trotzdem gelernt sein. So wirken die Bilder im Booklet eher recht amüsant.

Nach dem ersten kurzen Reinhören dachte ich bei der Musik von Wolfchant gleich an eine Mischung aus Ensiferum-Fröhlichkeit, ein klein wenig übrig gebliebenem Mithotyn-Spirit und Nomans Land-Harmonien. Das kann ich auch nach etlichen Durchgängen noch so stehen lassen. Dominierend sind hier durchgehend lockere, fluffige und sehr eingängige Melodien, die auch von diversen Power Metal-Bands stammen könnten. Das zeigt schon das zweiminütige Intro „A Tale From The Fields“, dass erfreulicherweise mal nicht ausschließlich aus Naturklängen besteht, sondern gleich einen klasse tanzbaren Riff aufbietet, der stark an die vorhin erwähnten Russen von Nomans Land erinnert. Erinnerungen weckt auch „I Am War“, die Eingangs-Akustikgarren klingen allzu sehr nach Enfierums „Token Of Time“. Nicht schwer zu erahnen also, dass diese CD nicht gerade vor Innovation strotzt und man sich als Freund akustischer Wikinger gleich wie zu Hause fühlt.
Gesanglich ist Lokhis Krächzen eine gute Wahl, im Vergleich zu vielen Genrekollegen kann man auch hier meistens gar noch die Texte verstehen, ohne mitzulesen. Neben üblichen, selten eingesetzten Chören kommt ab und zu auch kurz tiefer deathmetallischer Gesang ins Spiel, wie etwa beim siebeneinhalbminütigen „Revenge“.Ein häufiges Stilmittel ist auf dem Album auch das galoppierend-reitende Gitarrenspiel, wie es vor allem von Iced Earth geprägt und unter anderem auch von Ensiferum eingesetzt wird. „Ride To Ruhn“ oder „Clankiller“ setzen das etwa ausführlichst ein, sehr zu meiner Freude. Das abschließende „Praise To All“ verbindet das in abgeschwächter Form mit einer typischen Finntroll-Trink-Tanz-Melodie zu einem Partykracher.

Wer bei Wolfchant also irgendeine Form von Härte oder Brutalität sucht, wird hier auf verlorenem Posten stehen, die Musik ist ganz klar auf epische Hymnen ausgelegt. Leider wird dabei das Keyboard zu oft eingesetzt, so wird es einem bei Liedern wie „Of Honour And Pride“ schon beinahe überdrüssig. Stattdessen hätte man die hier wirklich etwas fehlende Härte ein wenig stärker ausbauen können oder immerhin das Schlagzeug besser einsetzen können, dies ist nämlich eher schwach und etwas rumpelig produziert. Der Gesamtklang ist zwar sehr in Ordnung, lässt aber ein wenig Biss vermissen und kommt etwas zu seicht aus den Boxen. Übrigens ist es sehr löblich, dass die Scheibe über eine Stunde lang dauert. Leider stellt sich auf Dauer aber aufgrund der zahlreichen Melodien und Harmonien ein kleiner Sättigungseffekt ein, wenn man sich die CD öfter am Stück durchhört. Wenn die Gitarren hier anstatt der elektrischen Tasteninstrumente komplett die Fürhung übernommen hätten, wäre das Ergebnis sicherlich kerniger und einfach besser ausgefallen, so ist ein gewisser Kitschfaktor halt einfach gegeben und nicht zu leugnen.

Immerhin geben die Jungs auch selbst zu, dass sie von vielen Bands des Genres beeinflusst sind, von daher fällt es um einiges leichter, die angebrachten Vergleiche nicht unnötig vermeiden zu wollen. Für den nächsten Output der Truppe wäre ein bisschen mehr Eigenständigkeit also wünschenswert. Denn, trotz der erwähnten Kritikpunkte, ist „Bloody Tales Of Disgraced Lands“ ein guter Erstling geworden, der viel Spaß macht und für die Zukunft hoffen lässt. WOLFCHANT können zu einer großen Nummer im Viking / Pagan-Sektor aus deutschen Landen werden. Eine Kopie einer anderen Band ist es ja auch trotz der vielen Vergleiche nicht geworden, die Verbindung der vielen Elemente lässt den Sound der bajuwarischen Kollegen ohne Probleme von anderen Bands unterscheiden. Für die Zielgruppe ist das Album ohne Zweifel eine lohnende Anschaffung, mit der man Spaß haben kann.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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