Review Within Temptation – Hydra

Bereits bei „The Unforgiving“ von 2011 mussten Fans der frühen Alben von WITHIN TEMPTATION stark sein: Vom Cover bis zur Musik war nur noch wenig so, wie man die Niederländer auf den ersten vier Longplayern kennen und lieben gelernt hatte. Mit „Hydra“ gehen Sharon den Adel und ihre Mitstreiter ihren Weg unbeirrt weiter.

Schon das Artwork, für das wie beim Vorgänger Romano Molenaar verantwortlich zeichnet, lässt eher an Alternative Metal, Metalcore oder Nu Metal denken. Damit ist es für WITHIN TEMPTATION im Jahr 2014 tatsächlich weniger unpassend, als sich der eine oder andere Fan vielleicht wünschen würde. Während Sharons Gesang auf „Hydra“ in gewohnter Weise durch seine Klarheit und Kraft begeistert, ist der „Symphonic Alternative Metal“, den die Band dazu abliefert, wohl nicht jedermanns Sache.

Dabei machen WITHIN TEMPTATION ihre Sache gar nicht schlecht: In breitem, opulentem Sound kloppen sie eine catchy Alternative-Rock-Hymne nach der anderen raus. Dass die Niederländer ausgerechnet mit diesem Album und einem achtbaren Platz 16 in den Charts der Durchbruch in den USA gelungen ist, verwundert wenig. Neben dem härteren, aber nicht weniger eingängigen Riffing unterstützen gleich vier Gastsänger das Bestreben nach einem Stilwechsel: Der ehemalige Killswitch-Engage-Sänger Howard Jones, der einen beträchtlichen Gesangsanteil im Ohrwurm „Dangerous“ übernommen hat, die Symphonic-Metal-Königin Tarja Turunen im packenden Duett mit Sharon den Adel („Paradise“), Soul-Asylum-Sänger Dave Pirner in „Whole World Is Watching“ – und der US-amerikanische Rapper Xzibit.

Die Kollaboration mit einem Hip-Hop-Künstler ist fraglos das größte Experiment der bisherigen Karriere der Band – gibt es doch nach wie vor viele Metal-Fans, die Hip-Hop per se verteufeln. Im Kontext von „Hydra“ ist der Song „And We Run“ hingegen nur konsequent: Was könnte schließlich mehr nach Alternative und Amerika klingen als ein Hip-Hop-Feature? Und tatsächlich funktioniert der Song gerade durch den extremen stimmlichen Kontrast von Xzibits tiefem, schnellem und Sharons hohem, getragenem Gesang erstaunlich gut.

Dazwischen finden sich auch noch ein paar eher (zumindest für „neuere“ WITHIN TEMPTATION) typische Songs: der starke Opener „Let Us Burn“ etwa, das vergleichsweise ruhige „Edge Of The World“ oder das auch noch eher puristisch arrangierte „Silver Moonlight“. Der Fokus liegt bei „Hydra“ aber klar auf Spektakel – auf pumpenden Gitarren und modernem Sound oder Samples („Covered By Roses“), während die symphonischen Elemente in der Musik nunmehr sehr weit in den Hintergrund gerückt sind, sofern sie überhaupt noch eine Rolle spielen.

Schlussendlich ist „Hydra“ damit noch konsequenter umgesetzt als sein Vorgänger – richtet sich aber noch deutlicher an ein anderes Zielpublikum als die ersten Alben. Dass gerade im letzten Albumdrittel ein paar Songs arg belanglos ausfallen („Dog Days“, „Tell Me Why“) wiegt diese Konsequenz negativ auf, sodass „Hydra“ nicht unbedingt die bessere Platte ist. Wer „The Unforgiving“ jedoch mochte, sollte auch mit dieser Weiterentwicklung klarkommen – alle anderen müssen wohl langsam einsehen, dass es die Symphonic-Metaller WITHIN TEMPTATION so nicht mehr gibt.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Wertung: 7 / 10

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert