WITH PASSION, bekannt als eine Melodic Death Metal-lastige Metalcore Kombo aus den Staaten, bringen mit „What We See When We Shut Our Eyes“ das Debüt bei Earache Records an den Start. Versprochen werden einem im Vorhinein sehr technische und melodische Songs, ob sich das wohl bewahrheitet?
Jedenfalls macht schon der Einstieg „Pale Horses Ride“ die Angelegenheit etwas komplizierter als erwartet. Vom ehemals Melodic Death Metal scheint nicht mehr allzu viel übrig geblieben zu sein, vielmehr bietet sich mir ein sehr chaotisches Soundbild mit abartigem Geschrammel an den Frets, zudem jämmerlich klingender Gesang, der an einen heulenden Hund erinnert und keinerlei Eigendynamik mit sich bringt. Nun ja, sehr ernüchternd und so gar nicht das, was ich mir vorgestellt habe, als ich die (veraltete?) Bandbeschreibung im Internet las. Würde ich das Vorgängeralbum kennen, könnte ich die Unterschiede beschreiben, aber so muss ich einfach behaupten, dass diese Band nie Melodic Death Metal gemacht haben kann.
Das Problem von WITH PASSION wird einem dann auch relativ schnell klar: die machen Songs, die sich kaum unterscheiden. Es scheint fast so, als würden die Gitarristen nur eine Handvoll Riffs und einzelne (sehr hohe) Töne kennen, und diese immer und immer wieder verwenden. Wer mir ein Dutzend gravierender Differenzen der ersten drei Songs nennen kann, bekommt von mir einen warmen Eislutscher. Im Klartext – das Zeug hier klingt allesamt dermaßen gleich, das ist echt nicht zu packen. Einziger Lichtblick sind die stets erscheinenden, ruhigen Interludes und Breakdowns. Erstere sind sehr bassbetont, der Junge am Viersaiter (können auch fünf sein), hat definitiv was drauf, der spielt da richtig schön und virtuos vor sich hin. Positiv nehme ich „Triumph Over Tragedy“ wahr, schön arrangierte Synthies bilden das Intro zum Folgesong „Tales Of Sirens“, in welchem erstmals auf penetrantes Shreddering der nervenden Art verzichtet wird. An dieser Stelle wirkt die Band sehr kontrolliert, und das, obwohl im Mittelteil tonnenschwere Riffs mit Blastbeats gepaart werden, spätestens mit „R.J. MacReady“ ist man aber leider wieder dort, wo man begonnen hat. Die beiden letzten Tracks „Vengeance In Departure“ und „A Road For The Worthy“ schaffen es aber doch noch einmal, ein paar recht gute Eindrücke zu übermitteln. So sind doch noch ein paar erweiterte Riffs und Breakdowns wahrzunehmen und schaffen vom recht anstrengenden Soundbild Erleichterung, obwohl auch hier diese Fast-Soli wieder vorkommen.
Obwohl manche Stellen ganz gut klingen, gehen WITH PASSION in der heutigen Masse an technisch versierten Bands unter. In meinen Augen ist es nicht genug, sich auf ein paar wenige Riffs zu beschränken, erst recht nicht dann, wenn alles Weitere weder richtige Soli noch hängen bleibende Hooklines oder dergleichen ist. Dieses penetrante Shredding hoher Töne kann nämlich sehr schnell nerven und klingt zudem spektakulärer als es tatsächlich ist. Ich würde WITH PASSION nur eingeschränkt als Technical Metal deklarieren und sie keinem Neuling als Anspieltipp nennen, dafür bieten sie in meinen Augen zu wenig. Was die Angelegenheit hier mit Melodic Death Metal oder Metalcore zu tun haben soll, ist mir auch nicht ganz ersichtlich.
Wertung: 6 / 10