Review Witch Ripper – The Flight After The Fall

Irgendwo explodiert eine Sonne. Der Einstieg, der WITCH RIPPER mit dem Opener „Enter The Loop“ gelingt, klingt exakt so. Erst ein Brodeln, dann eine Verheißung, die Hölle bricht los. Und dann kommen die Strahlen. Einmal quer durch die Galaxie, durch ein Monsterriff hin zum jubilierenden Refrain. Im Hintergrund jauchzen Muse-Arpeggios. Eine Teenagergruppe Marsianer mit Joints schauen interessiert vorbei. So muss sich Woodstock auf Alfa Centauri anhören.

WITCH RIPPER funktionieren in etwa so: Man nehme Sludge-Riffs vom Schlage alter Mastodon, unterlege sie mit einem Schlagzeuger auf wer-weiß-was-für Substanzen (was Drummer Joseph Eck hier loslässt, sollte man als Fan von Brian Dailor und Konsorten gehört haben), scheuen sich nicht vor hypnotischen Redundanzen und lasse diese Soundwalze immer wieder in euphorische, spacige Refrains münden, die an die Wolfmother in Lässig erinnern. Das funktioniert erstaunlich gut, selbst beim abschließenden Longtrack – wobei kein Song unter die 7-Minuten-Marke fällt. So eingängig wie im Opener wird das Album allerdings nie wieder werden.

Denn die – je nach Zählweise – fünf, bzw. sechs Tracks von „The Flight After The Fall“ sind durchaus fordern, in ihrer Intensität, aber auch in ihrer verqueren Zugänglichkeit. Letztere erleichtern WITCH RIPPER immer wieder durch die erwähnten hochmelodischen Refrains, die dem Hörer eine willkommene Verschnaufpause bieten. Beispielhaft ausgeführt in „Icarus Equation“, das den melancholischen und storytechnischen Höhepunkt der Platte ausmacht. Der Fokus der Kompositionen liegt aber definitiv auf den walzengleichen Riffs, die so mitreißend wie erschlagend wirken. Ob das auf lange Zeit gesehen mehr auf die Nerven oder auf die Zirbeldrüse geht, muss die Zeit entscheiden: das Album hat definitiv das Potential zum Grower, der mehr als nur zwei-, dreimal gehört werden will.

Das dem Album zugrunde liegende lyrische Konzept um verrückte Professoren, eingefrorene Ehefrauen und Weltraumausflüge ist dabei so Banane wie egal. Die Grundstimmung eines alle Gefühlswelten im Elefantengalopp durchschreitenden Raketenfluges zu den Sternen verstärkt dieses Detail aber nur noch. Am Ende des abschließenden 18-Minüters „Everlasting Retrograde Part 1&2“ ist man entweder vom Kometen erschlagen oder zu Sternenstaub verglüht. Oder hat keinerlei Lust mehr auf platte Weltraum-Analogien. Kalt lassen wird dieses vielschichte Monster zwischen Sludge Metal, Stoner Rock, Hippie-Refrains und Trash-Romanen aber kaum jemanden.

Wertung: 8 / 10

Redaktion Metal1.info

Publiziert am von

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert