Es ist ein ungeschriebenes Gesetz, dass das dritte Album einer Band über ihre musikalische Zukunft entscheidet. Wenn dem so ist, dann steht „Cube Of Infinity“, der vierte Output der deutschen Power-Metaller WINTERSTORM, vor der Aufgabe, nach der im Vergleich zu den sehr gelungenen ersten beiden Werken eher enttäuschenden dritten Platte „Cathyron“ eine Kurskorrektur einzuleiten. Ist diese gelungen?
Um es vorweg zu nehmen: „Cube Of Infinity“ macht wieder einiges besser als der Vorgänger, da die vierte Platte im direkten Vergleich schlichtweg die überzeugenderen Songs bietet. Auf den zehn Nummern zelebrieren WINTERSTORM den von ihnen bekannten, eingängigen Power Metal, der auch durch Folk-Einlagen ergänzt wird – wenngleich diese gerne auch noch mehr Platz hätten bekommen können und insgesamt nur selten wirklich im Vordergrund stehen. Doch auch in dieser Form schafft es der Großteil der Nummern, nicht zuletzt durch griffige Refrains, die auf dem letzten Output über einige Strecken Mangelware waren, sich relativ rasch in die Gehörgänge zu spielen.
Wenngleich nach einem Spoken-Word-Intro „Pacts Of Blood And Might“ den Reigen abgesehen von den hier noch deutlich hörbaren, tollen Folk-Melodien etwas unspektakulär eröffnet (ohne ein schlechter Song zu sein), folgen genügend Momente, die über jeden Zweifel erhaben sind. So fährt „Cube Of Infinity“ mit Kalibern wie „Secrets And Lies“ auf, welches in der Tat über einen der bisher besten Refrains aller WINTERSTORM-Songs verfügen dürfte, oder dem schon im Vorfeld veröffentlichten, recht simplen, aber sehr eingängigen „Through The Storm“, das man als würdigen Repräsentanten für die Platte auserkoren hat. Den einzigen direkten Schwachpunkt stellt lediglich „Frozen Awakening“ dar, welcher völlig unnötig auf über sechs Minuten Spielzeit aufgeblasen worden ist und in dieser Zeit, abgesehen von einigen interessanten Melodien, wenig zum Aufhorchen bietet. Ansonsten besteht die vierte WINTERSTORM’sche Langrille jedoch aus allesamt gelungenen Songs, die mal mehr, mal weniger schnell ins Ohr gehen, aber durchweg hörenswert sind.
Und dennoch erzeugt „Cube Of Infinity“ beim geneigten Hörer auch eine gewisse Schwermut, denn trotz guter bis sehr guter Songs gelingt es der Band leider nicht ganz, an ihre grandiosen Anfangswerke heranzureichen. Den ersten beiden WINTERSTORM-Alben „A Coming Storm“ und ganz besonders „Kings Will Fall“ wohnt eine schwer zu beschreibende, eigene Seele inne, sie besitzen eine spezielle Atmosphäre, die „Cube Of Infinity“ unterm Strich nicht mehr aufzugreifen vermag. Zum Teil dürfte hier der Gesang einiges ausmachen: Dass ein Vokalist sich rückwärts entwickelt, kommt in der Tat selten vor, und technisch ist Frontmann Alex noch immer herausragend, doch benutzt er auf der neuen Platte gefühlt mehr als vorher eine raue Facette seiner Stimme. Kann man durchaus mal machen, dabei liefern auch hier die ersten beiden Alben den Beweis, dass ihm und der Musik seine markante, glasklare Lage deutlich besser steht.
Am ehesten klingen WINTERSTORM übrigens am Schluss des Albums nach ihren Anfängen. Das Abschlussdoppel „Timeshift“ (geniale Verwendung zweier verschiedener Refrains) und „Hymn Of Solitude“ wecken mehr als der Rest des Albums Assoziationen zu den Großtaten aus der Anfangszeit – absolut phantastisch, aber auch schade, dass solche Momente nicht häufiger vorkommen.
Letztlich ist das aber natürlich Meckern auf hohem Niveau, denn auch wenn „Cube Of Infinity“ nicht ganz die Atmosphäre der Anfangsphase WINTERSTORMs innewohnt, ist festzuhalten, dass die Band ein sehr gutes Power-Metal-Album mit gelungenen und teils gar grandiosen Songs am Start hat, welches wieder ein ganzes Stück mehr als der Vorgänger in die richtige Richtung geht.
Wertung: 8 / 10