WINDS OF PLAGUE sorgten im Jahre 2009 mit ihrem Debut „Decimate The Weak“ für einiges Aufsehen: Nicht nur, weil die erste Single-Auskopplung „The Impaler“ sich lyrisch in reißerischer Brutalität erging und einige Fernsehsender in Amerika deswegen die Ausstrahlung des Videoclips verweigerten, sondern auch, weil WINDS OF PLAGUEs musikalischer Ansatz der war, Deathcore mit symphonischem Black Metal (mitunter „Symphonic Deathcore“ genannt) zu verbinden. Einerseits keine schlechte Idee, andererseits mangelte es auf „Decimate The Weak“ an der Umsetzung, bis auf wenige Ausnahmen blieb WINDS OF PLAGUEs Erstling nichts weiter als ein gewöhnliches Deathcore-Werk. Fraglich also, ob sich daran auf „The Great Stone War“ was geändert hat. Zumindest bei der Zusammensetzung der Band gab es kleine Änderungen, für Kristen Randall, die die Band im Herbst 2008 verließ, steht nun Alana Potocnik hinter dem Tasteninstrument.
Anders als der Vorgänger ist “The Great Stone War” ein Konzept-Album, und erzählt den Niedergang der Zivilisation aus der Perspektive eines einzelnen Menschen. Dieser Abstieg endet schließlich in einem finalen Gemetzel, in dem die Menschen sich gegenseitig verhackstücken. Gute Voraussetzungen also eigentlich für ein ordentlich intensives Metal-Album. Die Produktion steht da auch in nichts nach, die ist nämlich opulent ausgefallen, wie sich das für ein modernes Deathcore-Album gehört: Die Gitarren wummern druckvoll durch die Boxen, und das bei WINDS OF PLAGUE obligatorische Keyboard tönt stets mächtig über den Rest hinweg – an dieser Stelle wäre weniger wohl erneut mehr gewesen. „Forged In Fire“, der erste echte Song nach dem Intro „Earth“, startet mit Blastbeats, im weiteren Verlauf wechseln sich schnelle und kurze Passagen ab, an August Burns Red erinnernde Breakdowns werden gefolgt von groovendem Riffing, Martin Stewart, Gitarrist von Terror, hat in dem hardcorelastigen Mittelteil einen Gastauftritt, der sehr stimmig ist, bevor Frontröhre Johnnie Cooke den Song beim abschließenden Breakdown wieder übernimmt. Die durchaus hohe Messlatte, die dieser gelungene Song setzt, können die folgenden Lieder leider nicht erreichen: Zu oft verfallen WINDS OF PLAGUE stilistisch in durchschnittliches Core-Riffing und abwechslungsarme Arrangements. So reiht beispielsweise „Soldiers Of Doomsday“ Breakdown an Breakdown, „Approach The Podium“ bewegt sich über die gesamte Länge in ermüdendem Midtempo, und die Moshparts tun sich höchstens durch ihre Abwechslungsärme hervor.
Das bevorzugte Stilmittel von WINDS OF PLAGUE, jeden Breakdown mit epischem Keyboardspiel zu überlagern, nutzt sich leider sehr schnell ab, denn dieses kann nicht über die songwriterischen Unzulänglichkeiten hinwegtäuschen, die sich auf „The Great Stone War“ auftun. Klar, schlecht ist es keineswegs, was Johnnie Plague und Co. abliefern, aber schon nach einmaligem Hören der Platte bleibt jegliche weitere Überraschung aus. Bis auf ein paar sehr melodische Soli („Battle Scars“, „Our Requiem“) schaffen es WINDS OF PLAGUE auch nicht, eingängige Melodien in ihre Songs zu integrieren – obwohl die Riffs handwerklich durchaus anspruchsvoll sind, mangelt es an hervorstechenden melodischen Elementen. Ich persönlich vermisse auch ein paar richtig schnelle Lieder.
WINDS OF PLAGUE haben es mit „The Great Stone War“ vielleicht geschafft, ihren Bekanntheitsgrad zu steigern, denn mit einigen Genregrößen waren sie in der Zwischenzeit bereits auf Tour. Einen Schritt nach vorne haben sie für mich damit aber noch lange nicht gemacht. Sie wären gut beraten, sich etwas weniger auf pompösen Keyboard-Kitsch zu verlassen (Bleeding Through beispielsweise beherrschen das deutlich besser), denn abgesehen davon bieten sie nichts, was man nicht von anderen Bands schon besser gehört hätte, und stecken somit im Mittelmaß fest.
Wertung: 5.5 / 10