„I am a dwarf and I’m diggin‘ a hole…“
Mit ihrer Neuinterpretation der Minecraft-Hymne „Diggy Diggy Hole“ haben WIND ROSE 2019 einen echten Coup gelandet und ihren Durchbruch gefeiert. Der Song ging viral, mehr als 34 Millionen Aufrufe auf YouTube sprechen eine deutliche Sprache. Auf ihrem fünften Album „Warfront“ setzen die Italiener aber nicht auf Spaß und Party, sondern auf epische Breite.
Im Kern spielen WIND ROSE genau das, was sie können, nämlich keyboardlastigen Power Metal mit folkigen Elementen, großen Chören und cinematischer Atmosphäre. WIND ROSE machen dabei nach wie vor viel Spaß, klingen aber nicht mehr so fröhlich und nach Gauditruppe wie noch in der Vergangenheit. „Warfront“ macht eher den Eindruck, als würde sich ein Haufen Zwergenkrieger nach langen, durchzechten Feiernächten zusammenreißen, um sich auf die große Schlacht vorzubereiten. Der gesamte Sound wirkt dadurch erwachsener, reifer und sorgt für ein ernstzunehmenderes Ergebnis. Songs wie „Together We Rise“ oder „Fellows Of The Hammer“ merkt man dabei an: Diese Zwerge haben Bock auf die Schlacht und sind ohne Ende selbstbewusst. WIND ROSE strahlen durchgehend eine unbändige Freude an ihrer Musik und ihrem Image aus, dass es eine reine Freude ist. Dass „Gates Of Ekrund“ mit seinen an Ensiferum erinnernden Melodien oder „Army Of Stone“ mit spannenden Månegarm-Anleihen dazu noch unverschämt catchy sind, setzt dem ganzen die Krone auf.
Die große Stärke und die Größe von „Warfront“ kommt aber erst in der zweiten Hälfte so richtig zum Vorschein. „One Last Day“ leitet mit einem folkigen Gänsehautintro eine musikalische Trilogie voll epischer Breite und cinematischem Feeling ein. Zusammen sind diese drei Tracks mit knapp 20 Minuten Spielzeit die wohl besten in der bisherigen Geschichte von WIND ROSE. Während „One Last Day“ die Aufbruchstimmung vor dem Kampf perfekt darstellt, ist „The Battle Of The Five Armies“ die liedgewordene Zusammenkunft heldenhafter Truppen und „I Am the Mountain“ die Kulmination einer großen, gewonnenen Schlacht. Diese Songs sind mehr als nur folkiger Power Metal, sie sind ein mitreißendes und berührendes Musical mit einem riesigem Chor. Beim mehrstimmigen Heldengesang im Mittelteil von „I Am The Mountain“ fühlt man sich wie einer der verschwitzten Zwerge auf dem Feld des Sieges, Bilder wie aus „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“ laufen im Kopf ab. WIND ROSE schaffen es auf grandiose Weise, filmische Bilder vor dem inneren Auge zu erzeugen. Diese drei Tracks mit einem großen Orchester und einem gewaltigen Chor wären eine traumhafte Bühnenumsetzung.
Dass mit „Tomorrow Has Come“ im Anschluss ein akustisches, ruhiges Stück steht, ist der einzig mögliche und damit perfekt gewählte Abschluss dieses wilden Ritts und des gesamten Albums. Besonders erfreulich ist, dass Francesco Cavalieri hier mal weitgehend klar und ohne zahlreiche Layer und große Chöre singen darf. Er beweist eine wirklich angenehme, schöne Stimme, die in den vielschichtigen Arrangements oft gar nicht durchkommt. Das ist wohl einer der wenigen Kritikpunkte an „Warfront“: Manchmal sind es einfach zu viele Schichten, zu viel Bombast, zu viel von Allem. Manchmal dürften WIND ROSE es gerne ein bisschen reduzierter angehen.
„Stonehymn“ war schon kein schlechtes Album, „Wintersaga“ zeigte eine klare Verbesserung und „Warfront“ setzt jetzt nochmal gewaltig einen drauf. WIND ROSE waren noch nie so episch und bombastisch. Fast durchgehend sind WIND ROSE gar so over the top und beinahe schon lächerlich episch, dass einfach nur noch Spaß macht. „Warfront“ ist das epischste Metal-Zwergen-Musical, das bisher beste WIND-ROSE-Album und eine ganz starke, völlig überdrehte Power-Metal-Scheibe.
Wertung: 8 / 10