Review Whitechapel – The Somatic Defilement

WHITECHAPEL sollen es also sein, der neuste Wurf der in letzter Zeit sehr aktiven, britischen Extrem Metal-Szene. Die Band gibt es erst seit 2006, doch ihr im Vorjahr veröffentlichtes erstes Demo war anscheinend gut genug um das Label Siege of Amida überzeugen zu können. „The Somatic Defilement“ heißt ihr erster großer Streich, der auf den ersten Blick optisch schonmal einiges hermacht und entgegen des Genretrends keine Gedärme oder Fäkalien zeigt.

Eines vorweg: Wenn man ihnen einen Vorwurf machen kann, dann den, dass man sich zu sehr an einem Herren Namens Jack The Ripper, der Ende des 19. Jahrhunderts in eben jenen Stadtteil, nach dem sich die Briten benannt haben, für alles andere als Spaß und Freude sorgte. Die Blutspur, die er hinterließ, ist noch bis heute legendär und seine Präzision erschreckend. Die Brutalität, die auf dem Scheibchen an den Tag gelegt wird, werde ich ganz sicher nicht kritisieren, viel eher ist es letzteres. Technische Raffinesse schön und gut, aber was nützt das feinste Schlachtmassaker, wenn man kaum kranke Emotionen spüren kann? WHITECHAPEL metzeln alles kalt, ohne mit der Wimper zu zucken, einfach ab, was ein wenig schade ist. So wirkt man fast wie eine klinische Tötungsanstalt ohne jegliche Blutspritzer.

Genug der Kritik, denn „The Somatic Defilement“ ist trotzdem ein sehr feiner Soundtrack für den nächsten eigenen Hobby-Splatterporno. Überraschender Weise gibt es bereits beim Titeltrack gegen Ende hin sogar ein kleines symphonisches Moment, scheinbar um inne zu halten, ehe man endgültig für den Rest der Spielzeit keine Gefangenen mehr machen möchte. Warum auch? Der Death Metal der Briten ist gespickt mit technischen, dennoch nicht zu verfrickelten Passagen, die auf ein paar Grindcore- oder an wenigen Stellen sogar fiese Sludge-Elemente treffen. Dabei variiert man sehr schön mit dem Tempo, so dass einem nicht nur mit Highspeed die Rübe runter gerissen wird, sondern auch nochmal genüsslich die Dampfwalze über die toten Kadaver rollt. „Prostatic Fluid Asphyxiation“ ist das perfekte Beispiel hierfür, auch wenn kaum ein Song wirklich aus der Masse hervorsticht. Man beginnt mit massiven Breakdowns und im Midtempo, ehe man einen Mittelteil einbaut, der zwar erst langsam, dann aber nurnoch krank ist und abwechslungsreich bis zum Ende bleibt. Vor allem das Wechselspiel aus abartig tiefen Growls und einigen bissigen Grunts beherrscht Phil Bozeman perfekt und lässt sich von der geballten Wucht von drei Gitarristen nicht unterbuttern. Wozu man drei Gitarristen unbedingt braucht bleibt mir zwar ein Rätsel, da andere Bands mit zweien genauso knallen, jedoch zählt hier das Endprodukt und das kann mit richtig viel Wucht überzeugen. Lyrisch fällt das Ganze erwartungsgemäß ebenso kompromisslos aus, wie es klingt, und ausgesprochene Feministen scheinen die sechs Musiker auch nicht zu sein.

WHITECHAPEL machen Jack The Ripper also alle Ehre und liefern mit „The Somatic Defilement“ ein ebenso brutales, wie leider auch etwas zu klinisch perfektes Album ab. Freunde von Bands wie All Shall Perish sollten so jedoch trotzdem absolut auf ihre Kosten kommen und den Kauf auf keinen Fall bereuen. Man geht sogar durchaus noch eine kleine Spur kompromissloser ans Werk, übertreibt es jedoch manchmal mit den Breakdowns. Für ein Debüt dennoch eine sehr hörenswerte Leistung, die mit knapp 32 Minuten jedoch minimal zu kurz ausfällt.

Wertung: 7 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

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