Review Wederganger – Halfvergaan Ontwaakt

  • Label: Ván
  • Veröffentlicht: 2015
  • Spielart: Black Metal

Die Zahl niederländischer Black-Metal-Bands, die es wie Urfaust zu einem großen Namen gebracht haben, hält sich in Grenzen. Und doch gibt es gerade im niederländischen Underground mit Bands wie an Autumn For Crippled Children oder Fluisterwoud einiges zu entdecken. Seit 2013 gehören auch WEDERGANGER dazu, ein Drei-Mann-Projekt aus Arnheim.

Nach einer Demo 2014 legen WEDERGANGER nun mit „Halfvergaan Ontwaakt“ ihr erstes Studio-Album vor – eine CD, die auf ganzer Linie zu gefallen weiß. Bereits der erste Song, „Dwaallichtbezwering“, gibt ein ziemlich klares Bild dessen ab, was man hier erwarten darf: Mit einer Mischung aus True Norwegian Black Metal, der bei WEDERGANGER vor allem durch den stark an Taake erinnernden Gesang vertreten ist, Midtempo-Riffs mit rockigem Einschlag und dem gezielten Einsatz von dunklem Klargesang, der dem ganzen eine sehr eigene Atmosphäre verleiht, sind WEDERGANGER erfreulich vielseitig und individuell aufgestellt.
So reicht das Spektrum, das die Niederländer abdecken, von atmosphärisch-melodiös („Dodendans“) über groovend-rockig („Gelderse Drek“) bis hin zu hart und dreckig („Wera Wulfa“, „Zwarte Gedachten“). Zwar wissen WEDERGANGER definitiv auch mit ihren Ausflügen in den puren Black Metal zu gefallen, seine Höhepunkte hat „Halfvergaan Ontwaakt“ aber klar in den Bereichen, in denen sich Härte und Melodik treffen. Als Beispiel sei hier der Song „Vlammenvonnis“ genannt: Zwar weiß das Stück schon zu Beginn mit schleppend-schwarzmetallenem Riffing zu gefallen. Wirklich herausragend wird die Nummer jedoch erst durch den gelungenen Wechsel zwischen dem herrlich harschen Schreigesang von Botmuyl (man könnte wirklich denken, Hoest wäre hier unter Pseudonym aktiv!) und dem dunkel-melancholischen Klargesang von Alfschijn, der an Sivert Høyem in Satyricons „Phoenix“ erinnert. Seinen Tiefpunkt hingegen hat das Album leider ausgerechnet in seinem melodischsten Moment, dem darauf folgenden Piano-Instrumental „Schummenspel“. Zwar beginnt auch dieses durchaus stark, wird dann jedoch über seine knapp vier Minuten hinweg schlicht zu monoton. Schade – mit etwas mehr kompositorischem Geschick hätten WEDERGANGER ihrem Album damit definitiv das Sahnehäubchen aufsetzen können. So ist man vielleicht nicht unbedingt erleichtert, aber doch zumindest erfreut, dass es mit „Walmend Graf“ im Anschluss vergleichsweise roh weitergeht: Hier werden Taake-Fans auch, was die Gitarrenarbeit angeht, zufriedengestellt.

Bereits mit seinem Debütalbum präsentiert sich das Trio aus dem Land der Tulpen und Windmühlen eigensinnig, aber das im besten Sinn: „Halfvergaan Ontwaakt“ klingt frisch, unverbraucht und individuell, hat Zug und Atmosphäre und bleibt auch nach diversen Hördurchgängen über seine volle Spielzeit spannend. Vor allem könnte WEDERGANGER mit diesem Album jedoch ein Kunststück gelingen: Die Hörer truen Black Metals und die außergewöhnlicherer Spielarten dieses Genres gleichermaßen zu ihren Fans zu machen.

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Wertung: 8.5 / 10

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