Artwork des Albums The Agony And Ecstasy Of Watain von der Band Watain
April 2022

Review Watain – The Agony & Ecstasy Of Watain

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2022
  • Spielart: Black Metal

Für die einen sind sie die bösartigste Black-Metal-Band unserer Zeit, für die anderen ein Haufen Poser – die Rede ist natürlich von WATAIN. Am Ende ist wohl mal wieder an beidem etwas dran. Denn die Schweden wissen sich wie kaum eine Band des Genres zu inszenieren – liefern dabei aber auch mit großer Konstanz musikalische Qualität. Ein solides Album lässt sich von „The Agony & Ecstasy Of Watain“ (trotz Posertitel!) also mindestens erwarten – im Detail stellt sich jedoch die Frage, ob WATAIN eher den mutigen Weg von „The Wild Hunt“ (2013) oder den konservativen von „Trident Wolf Eclipse“ (2018) weitergehen.

Nicht wenige Fans waren schließlich überrascht, wenn nicht vor den Kopf gestoßen, als WATAIN auf ihrem 2013er-Album auf einmal auch Akustikgitarren und Klargesang in ihre Musik integrierten. Als wären WATAIN anschließend selbst vor ihrem Mut erschrocken, legten sie den Rückwärtsgang ein und lieferten 2018 das Album nach, das sich ihre truen Fans als Nachfolger von „Lawless Darkness“ (2010) gewünscht hätten. Mit „The Agony & Ecstasy Of Watain“ gelingt dem Wolfsrudel aus Uppsala nun quasi die Quadratur des Kreises. In vielerlei Hinsicht ist das Album nämlich ein ziemlich truer Hassbrocken geworden – doch wenn auch etwas subtiler als auf „The Wild Hunt“ machen WATAIN doch immer wieder klar, dass sie eine größere Vision haben als die durchschnittlich böse Black-Metal-Band. Das beginnt schon mit der Herangehensweise: „The Agony & Ecstasy Of Watain“ ist das erste Album der Schweden, das live – also tatsächlich zeitgleich im Kollektiv und in voller Bandbesetzung, nicht nacheinander und einzeln – eingespielt wurde.

Darüber, inwiefern man das einem Album am Ende wirklich anhört, kann leidenschaftlich diskutiert werden. Fakt ist, dass WATAIN wieder merklich energiegeladener klingen als auf dem Vorgänger, was durchaus eine Folge dieser Aufnahmeweise sein kann, eventuell aber auch auf einen Besetzungswechsel zurückzuführen ist: Håkan Jonsson, der bislang alle Alben eingetrommelt hat, hat an „The Agony & Ecstasy Of Watain“ nurmehr als Songwriter mitgewirkt – am Schlagzeug saß bei den Aufnahmen an seiner statt E. Forcas alias Emil Svensson von Degial. Und der liefert richtig ab und begeistert mit extrem dynamischem, abwechslungsreichem Drumming. Zugegebenermaßen spielt ihm aber auch der Albumsound in die Karten: War das Schlagzeug „Trident Wolf Eclipse“ dem Gesamtsound entsprechend ziemlich undifferenziertes Geboller, klingt hier jedes noch so zärtlich angetippte Becken kristallklar heraus, während die Bass-Drum untenrum ordentlich schiebt. Auch sonst ist der Mix, den Tore Gunnar Stjerna „The Agony & Ecstasy Of Watain“ gezaubert hat, definitiv seine bislang beste Arbeit für die Band – und er hat seit der Debüt-EP „The Essence Of Black Purity“ (1999) immerhin jeden einzelnen Studiorelease von WATAIN produziert.

Musikalisch liefern WATAIN über weite Strecken genau das, was man sich als Fan von WATAIN erwartet: Raserei, aber eben nicht auf die stumpfe Art inszeniert: Hier ein flinker Gitarrenlauf, dort ein Solo, dazwischen die melodisch so unverkennbar wie eingängig komponierten WATAIN-Riffs. Für echte Überraschungen muss man allerdings auch diesmal etwas Geduld aufbringen: Im düsteren „Before Teh Cataclysm“ an siebter Stelle der Tracklist präsentieren sich WATAIN schließlich noch melodiefokussierter als sonst (inklusive kurzem Clean-Gitarren-Einsprengsel!) und leiten so perfekt auf „We Remain“ über, das „We Rode On“ des neuen Albums. In diesem musikalischen Kleinod teilt sich Mastermind Erik Danielsson (der übrigens auch für das Artwork verantwortlich zeichnet) den Gesang mit Farida Lemouchi. Ein in vielerlei Hinsicht geschickter Schachzug – denn Lemouchi ist nicht nur eine grandiose Sängerin – sondern ihre ehemalige Band The Devil’s Blood ist in Black-Metal-Kreisen auch so angesehen, dass wohl selbst der hartgesottenste Schwarzmetaller nichts gegen diesen Ruhepunkt des Albums einzuwenden haben dürfte.

Nach dem wieder bandtypischeren Albumabschluss mit „Funeral Winter“ und „Septentrion“ ist klar: WATAIN liefern weiter wie bestellt. An „The Wild Hunt“ reicht das Album atmosphärisch zwar nicht ganz heran, auch scheinen die Würfel generell gegen eine allzu forsche Weiterentwicklung und für das verfeinern des eigenen Stils gefallen zu sein. Durch den wirklich starken Sound und das Drumming von E. Forcas gewinnt WATAINs siebtes Album aber ordentlich an Durchschlagskraft – und das nicht nur im Vergleich zu seinem insgesamt allzu true ausgefallenen Vorgänger. Mag „The Agony & Ecstasy Of Watain“ auch kein Gamechanger im Black Metal geworden sein – für Genrefans führt an dem Album kein Weg vorbei.

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Wertung: 8.5 / 10

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