Das Cover von "War Without End" von Warbringer

Review Warbringer – War Without End

  • Label: Century Media
  • Veröffentlicht: 2008
  • Spielart: Thrash Metal

Metallica lassen ewig auf ihr nächstes Album warten, Exodus klingen nach dem dritten Sängerwechsel sowieso ganz anders als zu Beginn und Slayer bekommen mittlerweile Grammies für Bonustracks auf überflüssigen Re-Releases. Die schwermetallene Musikszene der Bay Area hat sich von ihren Anfängen weit entfernt. Jüngst sehen das viele junge Kalifornier allerdings ganz anders, formieren äußerst fähige Bands, die so gut klingen wie jene Legenden in ihren Anfangstagen und schlagen ein neues (altes) Kapitel in der Geschichte des Thrash auf.

WARBRINGER nennen ihren Stil selbst „Old School Thrash Metal“ – diese Bezeichnung hätte auch passender nicht gewählt werden können. Nach dem obligatorischen Kriegslärm als Einleitung wird bereits bei „Total War“ klar, dass sich die Jungs ganz und gar eben jener Musikrichtung verschrieben haben und mit jeder Note den Legenden der Szene huldigen. Sänger John Kevill, dessen Stimmlage und Stil sich zwischen einem frühen Tom Arya und dem leider bereits verstorbenen Paul Baloff bewegen, schreit seine Texte zu knochentrockenen Thrash-Riffs der Marke Slayer heraus.

Auch Schlagzeuger Ryan Bates geht keinerlei Kompromisse ein und beschwört in jedem Song ein donnerndes Double-Bass-Gewitter herauf. Zwischendurch frickeln die Gitarristen Laux und Carroll sowohl mit atemberaubender Geschwindigkeit als auch mit dem richtigen Gefühl für Melodien, was ihre messerscharfen Soli hervorragend in die Songs einbettet. Im Punkto Songwriting sind Exodus und vor Allem Slayer als die geistigen Väter von WARBRINGER zu bezeichnen. Tracks wie der bereits genannte Opener, das göttliche „Instruments Of Torture“ oder auch der phänomenale Rausschmeißer „Combat Shock“ – welcher das Album stilecht mit einem mächtigen Artillerie-Feuerstoß beendet – könnten ebenso gut aus der Feder von Kerry King stammen und zeugen vom enormen Potential dieser jungen Band – wer hier nicht headbangt ist entweder taub oder tot!

Einzig das düstere „At The Crack Of Doom“, eingeleitet von verheißungsvollen, unverzerrten Gitarren, ist wohl eher von Death beeinflusst. Für die Produktion von „War Without End“ wurde Bill Metoyer verpflichtet, der dank seiner Arbeit mit Größen wie Slayer oder Dark Angel kein Unbekannter im Thrash Metal ist. Diese Wahl wirkt sich selbstredend auch positiv auf den Gesamteindruck aus: Das WARBRINGER-Debüt klingt, wie Thrash eben klingen muss: Trockene Riffs mit wenig Mitten dominieren klar das Klangbild und über allem triumphiert die durchsetzungskräftige Stimme von Shouter Kevill.

Beim ersten Hören mag man noch den Eindruck haben, die Platte sei „matschig“ und nicht ganz zeitgemäß produziert, aber bereits nach wenigen Durchläufen versprüht gerade dieses etwas schmutzigere Klangbild seinen ganz eigenen Charme. „Old School“ eben. Die volle Punktzahl gibt’s nur deswegen nicht, weil WARBRINGER eben wenig Innovation bieten sondern ihre Idole kopieren. Dies erreichen sie jedoch nicht durch endlose musikalische Zitate oder tumbes Abkupfern sondern indem sie erfolgreich den Geist der Glanztage des Thrash Metal einfangen. „War Without End“ klingt wie damals und fühlt sich auch so an und ist doch etwas völlig Neues.

WARBRINGER erfinden das Genre sicher nicht neu, ganz im Gegenteil: Sie wandeln auf Pfaden, die bereits vor über zwei Dekaden geebnet wurden, ABER: Die Platte knallt von vorne bis hinten. So frisch, unverbraucht und spielfreudig waren die Väter des Genres schon lange nicht mehr unterwegs. Jeder Fan von echtem Thrash Metal sollte sich diese CD sofort besorgen, denn WARBRINGER legen eines der besten Debüt-Alben seit langer Zeit vor, laufen ihrer zeitgenössischen Konkurrenz problemlos den Rang ab und legen nahe, dass in L.A. das Jahr 1983 nie zu Ende ging. Bleibt nur noch zu hoffen, dass das Quintett bald auch das europäische Festland mit einer Tour beehrt.

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Wertung: 9 / 10

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