Bis auf eine Pause um die Jahrtausendwende kann WALLACHIA, die norwegisch-österreichisch-polnische Symphonic-Black-Kollaboration, auf eine fast 20-jährige Geschichte zurückblicken. Ursprünglich von Lars Stavdal als Soloprojekt gegründet, ist die Truppe mittlerweile auf ein Sextett angewachsen und hat ihre dritte Full-Length-Veröffentlichung „Shunya“ bereits vor gut einem Jahr auf den Markt geworfen.
Norwegen und symphonischer Black Metal hat nicht nur eine gewisse Tradition, in aller Regel bürgt er auch für Qualität. Und auch wenn „Shunya“ kein alles überragendes Album geworden, welches nun wirklich jeder im Schrank stehen haben muss, kann man das auch für WALLACHIA so stehen lassen. Das Schema hört auf den Namen „F“, was heißen will: Das Keyboard als dominantes Instrument, wobei man nicht verschweigen darf, dass viele atmosphärische Parts von echten Streichern übernommen werden. Man kann sagen, was man will, das klingt immer noch genau das My besser, was man heutzutage auch mit den besten Effekten nicht hinbekommt. Alleine dafür geht der Daumen schon mal nach oben.
Den anderen benötigt man, um die absolut gelungene Abwechslung im Songwriting gebührend zu honorieren. Acht Songs, keiner klingt wie der andere, das Tempo wird variiert, so finden sich mit dem Opener und „Enlightened By Deception“ zwei echte Brecher, die sich auch nicht scheuen, die Blast-Beat-Karte zu spielen. Dennoch ist gerade Zweiteres auch ein gutes Beispiel für Wandelbarkeit innerhalb eines Liedes, erinnert es doch in den getragenen Momenten an das Klasse-Album „Existentia“ der Landsmänner Trail Of Tears.
Auf der anderen Seite wissen die Herrschaften aber auch, im langsamen, teilweise akustischen, in den meisten Fällen aber epischen Bereich zu glänzen. Riesige Keyboardwände kreieren ein mächtiges Fundament, welches von den angesprochenen Streichern veredelt wird, die Riffs sitzen punktgenau, die Melodien gehen ins Ohr, die Musik ins Tanzbein. Schwer zu sagen, ob WALLACHIA schnell oder langsam besser sind, ein gutes Zeichen für gleichmäßige Qualität. Gesanglich werden einige Stimmbänder strapaziert, Keifen und Kreischen steht hier auf dem Schlachtplan, aber besonders viele cleane Vocals oder gar Frauengesang braucht es hier nun wirklich nicht. Dies hätte allerdings auch für den wirklich bescheidenen Synthiesound auf „Gloria In Excelsis Ego“ gegolten, wenn man einen Ausfall ausmachen will und kann, dann ist es dieser Song. Damit kann man vielleicht Vivaldi oder Bach nachspielen, um sie der Jugend schmackhaft(er) zu machen, auf einer Black-Metal-Veröffentlichung und gar auf „Shunya“ hat das ungefähr so viel verloren, wie ein Pelzhändler mitten in der Sahara (ok, ok, präziser: in der Sahara tagsüber).
Schön und gut, warum das Album erst jetzt (noch einmal) flächendeckend verteilt wird, mag seine Gründe haben, mir sind sie nicht bekannt. Aber vielleicht nicht schlecht, denn „Shunya“ kann man sich als Freund atmosphärischer Düsterklänge, die zwischen flinkem Black- und epischem Dark Metal pendeln, schon mal zu Gemüte führen. WALLACHIA sind vielleicht nicht das heißeste Eisen in Hels Reich, aber eine durchaus beachtenswerte Band.
Wertung: 7.5 / 10