Mit Pagan und Melodic Black Metal ist es immer so eine Sache: Während einige Bands wie beispielsweise Windir mit ihrer aufrichtig epischen Musik in ihrem Genre nahezu universelle Anerkennung erringen konnten, schießen viele ihrer Kollegen in puncto Bombast über das Ziel hinaus. Die Kunst, heidnisch ausgerichteten Metal seriös zu inszenieren, ist demnach eine nicht immer leicht zu meisternde Gratwanderung. „Monumental Heresy“, das vierte Album der Norweger WALLACHIA, mit dem Mastermind Lars Stavdal sein einstiges Soloprojekt sechs Jahre nach dem letzten Full-Length-Album aus der Versenkung holt, ist ein anschauliches Beispiel für diesen Drahtseilakt, der der Stilrichtung ihren polarisierenden Ruf eingebracht hat.
Zum Beginn bekommt man glatt den Eindruck, dass „Monumental Heresy“ das Zeug dazu hat, ein Vorzeigewerk seines Musikstils zu werden: Nicht oft bekommt man derart atmosphärisches, erhabenes Klavierspiel zu hören, wie jenes, mit dem WALLACHIA den neunminütigen Opener „Heathen Shores“ seinen Anfang nehmen lassen. Doch auch die garstigen Screams, das vor Kraft strotzende Riffing und die nicht minder energetischen Schlagzeugrhythmen, die nach einer Weile abrupt einsetzen, scheinen jeden Zweifel an der Potenz des Albums lautstark fortzujagen. Leider hält das anfängliche Hochgefühl jedoch nicht allzu lange an.
Der Kitsch, der sich im Eröffnungstrack bereits mit leiser Stimme angekündigt hat, drängt sich auf dem anschließenden „So We Walk Alone“ wie ein ungebetener Gast auf und bleibt bis zuletzt ein Störfaktor. Haben die Keyboards auf „Heathen Shores“ noch zur ungezähmten Eleganz ebenjener Nummer beigetragen, so sind sie in weiterer Folge einfach nur noch penetrant und kaum ernstzunehmend – selbst auf dem seinem Titel entsprechend räudigen „Beasts Of The Earth“. Besonders schlimm treiben es WALLACHIA mit dem Pathos auf „The Parallel Fate Of Dreams“, dessen schwülstiger, weiblicher Operngesang so gar nicht ins Bild passen will.
Gerade hier zeigt sich jedoch auch, dass „Monumental Heresy“ durchaus Fantastisches zu bieten hat – im konkreten Fall das wunderbar anmutige Piano und die schwermütigen Streicher, welche auch andere Tracks wie etwa „The Prophets Of Our Time“ veredeln. Auch in metallischer Hinsicht leisten WALLACHIA mehr als nur solide Arbeit: Saiten- und Rhythmusfraktion warten mit einer Menge Abwechslung auf, wodurch sich die Songs sogar ziemlich schnell einprägen. Hätten WALLACHIA dem Kitsch (und den in ihrer Religionskritik leider völlig stumpfsinnigen Texten) nicht Tür und Tor geöffnet, gäbe es praktisch nichts, was man ihrer vierten Platte vorhalten könnte.
Unglücklicherweise verschießen WALLACHIA den Großteil ihres Pulvers auf „Monumental Heresy“ viel zu früh. Zwar finden sich auch im weiteren Verlauf des gut 50-minütigen Albums noch einige unterhaltsame Stellen und Passagen, doch die Balance zwischen majestätischer Epik und roher Energie findet das Sextett nach dem Eröffnungstrack nicht mehr so wie zu Beginn. Das kann leider auch die druckvolle Produktion nicht ganz aufwiegen. WALLACHIA tappen somit in dieselbe Falle wie schon unzählige Pagan-Bands vor ihnen. Wer an einer kitschfreien Umsetzung einer vergleichbaren Stilistik interessiert ist, sollte sich wohl lieber die aktuelle Arkona-Platte zu Gemüte führen.
Wertung: 6.5 / 10