Waldgeflüster Dahoam Coverartwork

Review Waldgeflüster – Dahoam

  • Label: AOP (Art Of Propaganda)
  • Veröffentlicht: 2021
  • Spielart: Black Metal

WALDGEFLÜSTER veröffentlichen mit „Dahoam“ bereits ihr sechstes Album und dabei lässt vor allem der Titel direkt aufhorchen. „Dahoam“ ist bayerisch für „Daheim“ und Nicht-Bayern wohl vorwiegend durch das Champions-League-Finale 2012 ein Begriff.  Bei WALDGEFLÜSTER aber dreht sich alles um die Natur und die Heimat, besser gesagt um die Frage, was Heimat bedeutet oder für einen selbst ist. Alle Tracks behandeln dabei Orte südöstlich von München und die Texte sind komplett in bayerischer Mundart verfasst. Das ist in der Bandgeschichte ein Novum und wird manchen Hörer eventuell erstmal vor den Kopf stoßen, die Entscheidung ist für die Thematik des Albums aber goldrichtig.

„A Taglachinger Morgen“ fungiert als Intro mit verträumter Akustikgitarre, sanftem Vogelzwitschern und sehnsuchtsvollem Gesang. Bereits hier erzeugen die im Dialekt vorgetragenen Texte eine ganz besondere Atmosphäre und unterstützen das Gefühl der morgendlich aufgehenden Sonne über einer nebligen Alpenlandschaft. Der Übergang zu „Im Ebersberger Forst“ erfolgt fließend, die verträumte Stimmung hält auch an, wenn die Blastbeats einsetzen und Winterherz zu Keifen beginnt. Dabei fällt direkt auf, dass der Black Metal von WALDGEFLÜSTER trotz Raserei und garstigen Vocals nicht hasserfüllt und böse, sondern melancholisch und fast schon romantisch ist – das Thema der Heimat wird damit musikalisch perfekt eingefangen. „Im Ebersberger Forst“ ist mit vielen wundervollen Melodien, dem abwechslungsreichen Verlauf und dem gelungenen Wechsel zwischen heiseren Screams und episch-pathetischem Klargesang ein zehnminütiges Meisterstück.

Mit „Am Tatzlwurm“ und „Mim Blick aufn Kaiser“ gibt es noch zwei weitere, mehr als zehn Minuten lange Songs, die zwischen Melancholie und Sehnsucht ebenfalls auf ganzer Linie überzeugen. Mit J.J. (Harakiri For The Sky, Karg) und Austin Lunn (Panopticon) sind bei beiden Tracks zudem noch hochklassige Gastsänger am Start. Die singen zwar nicht im Dialekt, das sei ihnen aber verziehen. Einzelne Songs herauszustellen, macht bei „Dahoam“ darüber hinaus wenig Sinn, da alle Lieder nahtlos ineinander übergehen und somit ein großes Ganzes ergeben. WALDGEFLÜSTER gelingt es, das Album wie aus einem Guss und dennoch abwechslungsreich und stets interessant zu gestalten. Dass die Lyrics voller Pathos und damit auch Klischees sind, sei Winterherz und seiner Band verziehen: die Naturverbundenheit, die Liebe zur Heimat und die Überzeugung des Erzählten merkt man „Dahoam“ durchgehend an. Dadurch wirkt das Album vor allem ehrlich, nichts klingt aufgesetzt.

„Dahoam“ punktet neben seiner musikalischen Qualität auch mit seiner Produktion: diese fällt sehr organisch und natürlich aus, wirkt weder technisch noch klinisch. Hier und da fehlt es vielleicht etwas an Druck oder Klarheit, aber auch das passt zum warmen und homogenen Klang der Scheibe. Die immer wieder eingestreuten Naturgeräusche wie plätscherndes Wasser oder Blätterrascheln sorgen zusätzlich für eine schöne Stimmung. WALDGEFLÜSTER bleiben sich treu und veröffentlichen mit „Dahoam“ kein innovatives, aber erneut ein starkes Atmospheric-/Post-Black-Metal-Album. Durch die bayerische Mundart ist die Scheibe zusätzlich interessant ist und auch dadurch noch authentischer und überzeugender gerät, als die Vorgängeralben.

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Wertung: 8 / 10

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