Review Vyre – Voidserpent

VYRE gingen vor derweil über einem Jahrzehnt, abgespalten von den Wegen, die sie mit Eis beschritten hatten, aus der Kooperation zwischen Cypher D. Rex und Hendrykk hervor. Anstatt das frostige Zepter eisigen Schwarzmetalls gänzlich eigen in die Höhe zu recken, leitete man sein Potenzial zwar auf dem gleichen Fundament, jedoch in kosmisch-vertrackte Sphären aus. Unter dieser Maßgabe entstanden mit „The Final Frontier“ eins und zwei, viel beachtete Veröffentlichungen im eher experimentellen Bereich ihres Genres.

Weltformel“ aus dem fernen Jahre 2017 konnte die hohen Ansprüche an den eigenen Stil für VYRE noch einmal untermauern. Verspielt, progressiv, atmosphärisch dicht und in Sachen Songwriting spannend, war „Weltformel“ zwar nicht durchgehend schlüssig, jedoch mindestens ein sehr ambitioniertes und mutiges Album in einer viel zu verstaubten Sparte. Dann – Jahre der Stille. Kryptische Posts zu neuer Musik, Member-Announcements und allerlei beiläufige Nachricht waren zu vernehmen. Nachdem es acht Jahre nur spärliche Lebenszeichen der Band gegeben hatte, erschien Anfang 2025 ohne Promo, ohne Aufsehen oder gar ein Wort vorab das neue VYRE-Album „Voidserpent“ über das noch junge Label Endzeit Kollektiv.

So überraschend das Release, so überraschend der Inhalt? Zum Leidwesen des Rezensenten – diesem Schluss hält „Voidserpent“ nicht stand. Soviel vorweg. Dass bei VYRE 2025 ein anderer Wind weht, macht nicht nur das enorm ausgedünnte Line-up deutlich. Was direkt auffällt: VYRE wollen Gitarrenmusik. „Frak!“, ist da gleich zu Beginn ein Statement. Das mag vielleicht überraschend wirken, hinterlässt in der Umsetzung aber irgendwie ein seltsames Gefühl. So groovt der Opener von „Voidserpent“ zwar heftig aus den Boxen, lässt aber mit seinen austauschbaren Riffs kaum Stimmung aufkommen. „Still The Only One Dancing“ folgt diesem Beispiel. Zwar können die Harmonien bei den Gitarren hier und da überzeugen, aber spätestens mit den behelfsmäßigen Cleans stellt sich irgendwie das Gefühl ein, VYRE wären mit „Voidserpent“ zwei Schritte zurückgegangen. Man muss aber ganz klar herausstellen: Was die Band anbietet, ist weit entfernt von „grottenschlecht“.

Gerade der Song „What is God“ macht das deutlich. Dieser ist wohl noch der typischste Black-Metal-Song und kann mit einer angenehmen Dynamik überzeugen. Sobald dann aber ab der zweiten Hälfte die früher so brillant verwobenen Fremdeinflüsse stattfinden, wird auch dieser Track durch einen deplatziert wirkenden Break sehr unrund. Leider können die Folgesongs den tatsächlich sehr halbgar anmutenden neuen Sound von VYRE nicht mehr aufwerten, bietet doch der Track „Rock-Eater“ mit seinem interessanten „Elevator-Riff“ auf halber Strecke einen sehr spannenden Moment, während die anschließend holprigen Keyboards fast schon nervig daherkommen.

„Voidserpent“ von VYRE ist ein einziger Zwiespalt für den Schreiber: Im Grunde bietet jeder Song auf der neuen Platte der Band durchaus spannende Ansätze, jedoch ohne den (früheren) Anspruch der Homogenität. Die Black-Metal-Anteile auf „Voidserpent“ schwanken zwischen solidem Genre-Standard und eher unmotivierten Arrangements. Die synthetischen Elemente währenddessen, fügen sich nur schwer in das ihnen zugrundeliegende Fundament ein und wirken deshalb oft unangepasst und willkürlich. Grundsätzlich mag der Eindruck entstehen, VYRE forcierten mit „Voidserpent“ ein raueres Konzept. Dabei ist es ihnen jedoch abgegangen, sich den Songs mit eben jener Feinfühligkeit anzunähern, die „Weltformel“ so authentisch machte. Unter dem Strich gehen VYRE mit „Voidserpent“ in allen Belangen einen Schritt zurück. Da ist das nicht zum Titel passende Albumcover fast schon ein optischer Spoiler zu dem, was einen musikalisch erwartet.

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Wertung: 5.5 / 10

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