Alles, aber auch wirklich alles an „Victim To The Blade“ deutet darauf hin, dass es sich bei der ersten VULTURE-EP um eine heute nur noch schwer erhältliche Rarität von ca. 1983 handeln muss. Aber nein, die Band gibt es seit gerade mal einem Jahr und ihre erste EP ist über die Vinyl-Schmiede High Roller Records so ziemlich überall problemlos zu beziehen. Ungeachtet dessen tun die Jungs aus Nordrhein-Westfalen hier aber eine gute Viertelstunde lang so, als seien die seligen 80er nie zu Ende gegangen.
Die Burschen von VULTURE stellen sich mit dem gleichnamigen Song vor, der die Truppe sogleich als raubeinig-rotzige Speed Metal-Formation der ganz alten Schule offenbart. Ähnlich wie bei Evil Invaders werden hier wüsteste Hochgeschwindigkeits-Riffs und kratzbürstiger Gesang mit stellenweise durchaus eingängigen Parts kontrastiert. Der Vergleich zu den belgischen Dreschflegeln bietet sich auch aufgrund der Stimmlage von Frontmann L. Steeler an, denn der faucht hier ganz ähnlich zu deren Fronter Joe ins Mikro.
Wer weiter zurückgehen möchte, findet als Einfluss natürlich auch die gemeinsamen Ahnen Razor. Anhand der Leadgitarren zeigt sich auch, dass VULTURE durchaus spielen können, wenngleich es bei ihren Kollegen aus Belgien eine ganze Ecke technischer zugeht – das macht die Truppe aus Nordrhein-Westfalen allerdings durch ebenso ungestümes wie authentisches Auftreten wieder wett. Für zunächst große Überraschung sorgt das folgende „D.T.D. (Delivered To Die)“, denn die Nummer eröffnet mit atmosphärischen Synthie-Klängen im Stile eines 80er-Horrorstreifens, ehe das Riff-Sperrfeuer weitergeht. Dann allerdings hat die Nummer ein ziemlich cooles Mainriff zu bieten.
Zum Abschluss gibt’s noch ein Cover des Judas-Priest-Klassikers „Rapid Fire“, der in der hier gebotenen Version reichlich beschleunigt und entgrooved wurde – muss man mögen, hat aber durchaus seinen Reiz. Insgesamt bieten VULTURE auf ihrer Debüt-EP absolut nichts Neues, treten aber doch immerhin ziemlich glaubwürdig auf und punkten mit viel Spielfreude und Energie. Was nervt, ist die Produktion, denn die Vier klingen – ob gewllt oder nicht – nach Achtspurgerät in Muttis Garage, was sich bei immerhin ordentlich bratenden Gitarren vor allem in einem reichlich unerträglichen Schlagzeugsound bemerkbar macht. Zusammen mit dem arschcoolen Old-School-Plattencover und dem sonstigen Auftreten der Burschen passt das aber natürlich auch wieder hervorragend ins Gesamtbild.
Den Innovationspreis werden VULTURE für eine Veröffentlichung wie „Victim To The Blade“ sicherlich nicht erhalten, aber ein Blick auf Namen, Kostüme und Artwork der Truppe macht deutlich, dass das auch nicht ihr Anspruch ist. Vielmehr haben sich die Herren den kompromisslosen Speed Metal vergangener Tage auf die Fahne geschrieben und den spielt das Quartett hier so authentisch, dass man sie im Vorbeigehen auch für eine einschlägige Kombo der 80er halten könnte. Man darf auf das erste volle Album der Jungens also gespannt sein!
Keine Wertung