Echt, schon das vierte Album? Woher nehmen die nur die Zeit, könnte man sich fragen. Schließlich sind die Musiker von VOODOO CIRCLE, allen voran die Bandköpfe Alex Beyrodt und Mat Sinner, doch auch mit ihren Hauptbands gut ausgelastet. Dennoch schlägt VOODOO CIRCLE mit verändertem Lineup auch 2015 mit „Whiskey Fingers“ wieder zu. Wie zuvor setzt die multinationale Truppe auf klassische Hard-Rock-Klänge mit klarem Blueseinfluss und charismatischer, verrauchter Stimme.
Wobei es besser hieße: Stimmen. Denn wo das Songwriting eher wieder einen Schritt in Richtung der frühen Alben macht, gibt es doch eine Neuerung. Mit Alessandro del Vecchio hat die Band sich nämlich nicht nur einen begabten Keyboarder ins Team geholt, sondern lässt ihn auch gleich ans Mikrofon. Auf dem Opener „Trapped In Paradise“ und dem Rausschmeißer „Been Said And Done“ ergänzt er den Gesang von David Readman – und macht dabei einen guten Job!
Zentral für den Sound von VOODOO CIRCLE sind aber weiterhin die Gitarrenmelodien, die sich oft mit den Sounds der Hammondorgel abwechseln. Beide spielen sich im Sound wieder stärker in den Vordergrund als auf dem Vorgänger „More Than One Way Home“, der im Ganzen straighter daherkam. Nun ist sie wieder da, die ausgedehnte Griffbrettakrobatik, für die man Alex Beyrodt kennt und schätzt. Was auf „Medicine Man“ oder „Trapped In Paradise“ an Gitarrenarbeit und Keyboard-Linien steckt, ist wirklich beachtlich.
Darüber hinaus ist „Whiskey Fingers“ aber vor allem ein abwechslungsreiches Album geworden. Neben klassischen Rockmaterial („Trapped In Paradise“, „Heartbreaking Woman“) und dynamischen Uptempo-Nummern („Straight Shooter“, „Devil Takes Me Down“) stehen hymnenhafte Songs („Heart Of Stone“) und gerade-noch-nicht-kitschige Balladen („The Days The Walls Came Down“, mit deutlichem Blues-Einschlag: „The Rhythm Of My Heart“). „Watch And Wait (I Got My Eye On You)“ vereint schließlich fast alle diese Aspekte in einem Song.
VOODOO CIRCLE haben mit „Whiskey Fingers“ ein bärenstarkes, klassisches Hard-Rock-Album herausgebracht, das an die Stärken des Debütalbums anknüpfen kann. Wer warme Melodien, präzise Gitarrenarbeit und charakterstarke Stimmen mag und Blueseinflüssen offen gegenübersteht, sollte unbedingt reinhören.
Wertung: 8.5 / 10