Review Vola – Friend Of A Phantom

Der Name VOLA kommt aus dem italienischen und bedeutet in der Übersetzung so viel wie „fliegen“. In Bezug auf ihren Karriereweg scheint da die Namenswahl fast programmatisch. Aber warum auch nicht, schließlich teilte sich die Band seit ihrem Debüt „Imazes“ von 2016 unter anderem mit Katatonia und Haken die Bühne. Auf Festivals wie dem Summer Breeze und dem Bloodstock Open Air spielte das Quartett vor mehreren tausend Menschen. Was die Musik an sich betrifft, legen die Dänen zwei Jahre nach ihrem letzten Album „Witness“, mit „Friend Of A Phantom“ nun dessen Nachfolger vor. Wenn eine Band in einem Zug mit Szenegrößen wie Sleep Token, Jinjer und Spiritbox genannt wird, fällt da der Erwartungsdruck natürlich recht hoch aus. Wie also schlagen sich VOLA auf ihrem vierten Album?

Dass es VOLA bei einem so regelmäßigen Veröffentlichungsturnus nach wie vor nicht an Lust und Energie fehlt, ist schon beachtlich. Der Opener „Cannibal“ macht mit Nachdruck klar, dass die Band nicht so schnell außer Atem gerät. Drückende Djent-Rhytmen treffen auf variables Drumming und sphärische Synthesizer. Na ja und dann wäre da noch Anders Fridén. Man mag von In Flames derweil halten, was man will, aber sein Gastauftritt am Gesang funktioniert für den Einstieg in das neue VOLA-Album ziemlich gut. Wie nebenbei, zeigt Sänger und Gitarrist Asger Mygind auf „Friend Of A Phantom“, dass er sich beim Einsatz von Screams längst nicht zu verstecken braucht. Was ihren Sound anbelangt, haben die vier Herren im Vergleich zu „Witness“ keine Korrektur ihres Kurses vorgenommen. VOLA schmettern ihre brachialen Riffs dem Zuhörer nach wie vor mit Volldampf entgegen. Songs wie eben „Cannibal“ oder auch „Break My Lying Tongue“ provozieren nahezu den Circle Pit. Treffsichere Refrains, die das Album in Reihe zu bieten hat, bringen dazu den nötigen Ausgleich. VOLA stehen aber nicht nur für druckvollen Metal.

Auch sehr ruhige Momente, so auf „Glass Mannequin“ oder „We Will Not Disband“ zu hören, wissen die Dänen gekonnt zu inszenieren. Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle die Ballade „I Don’t Know How We Got Here“, die mit ihrem minimalistischen Ansatz und einem tief traurigen Text für Gänsehaut sorgt. Grundsätzlich ist es auch so, dass „Friend Of A Phantom“ einen sanft melancholischen Anstrich bekommen hat. Wo „Witness“ noch vor Kraft und Optimismus sprühte, macht sich 2024 bei der Band eine leichte Trübnis breit. Dass diese neue Note für die Songs verdammt gut funktioniert, ist umso erfreulicher. Warum das Album dennoch keine 10 Punkte einheimsen konnte?

Es mag etwas paradox wirken, aber die Synthesizer, die so viel zur typischen Atmosphäre von VOLA beitragen, schießen auf „Friend Of A Phantom“ ein wenig über das Ziel hinaus. Da das Riffing an sich schon unglaublich dicht daherkommt, führen die eingesetzten Keyboards leider zu einer gewissen Überfrachtung und werden damit recht schnell ziemlich anstrengend. Zumal dieses grundsätzlich kleine Manko bei mehr oder minder zueinander ähnlichen Songstrukturen, im Verlauf des Albums nur an Größe gewinnt.

VOLA sind auch 2024 wieder unverkennbar sie selbst. Verträumt, verspielt, aggressiv und gleichzeitig introvertiert musiziert sich die Band durch ihre neuen Songs und vermittelt dabei eine Energie, die jeden Erfolg zu 100 Prozent rechtfertigt. Die Kombination aus eruptiven Riffs, flächigen Synth-Arrangements, grazilem Gesang und jeder Menge Pop-Appeal, dürfte auch in den nächsten Jahren die Formel der Wahl sein, um weitere Schritte auf der Erfolgsleiter zu machen. Der Enthusiasmus beim Songwriting muss zukünftig nur noch dafür sorgen, dass die Band manche Zutat mit etwas mehr Bedacht einsetzt.

Godt gået! Gut gemacht, VOLA!

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Wertung: 8.5 / 10

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