In der Funeral-Doom-Fangemeinde sind VOID OF SILENCE bis heute wohl nur den wenigsten ein Begriff – ein recht sonderbarer Umstand, wenn man bedenkt, dass die italienische Band bereits renommierte Fronter wie Malfeitor Fabban (Aborym) und Alan Averill (Primordial) hinter dem Mikro stehen hatte und schon knapp zwanzig Jahre lang aktiv ist. Vermutlich hat der ausbleibende Erfolg des Trios damit zu tun, dass „aktiv“ in diesem Fall nicht mit „produktiv“ gleichzusetzen ist. Nach ihrem dritten Album „Human Antithesis“ (2004) dauerte es immerhin sechs Jahre, bis man wieder etwas Neues von der Truppe zu hören bekam, auf ihre aktuellste Veröffentlichung „The Sky Over“ musste man sogar ganze acht Jahre warten. Doch die Musen lassen sich nun mal nicht hetzen und wie sich auf ihrem fünften Album herausstellt, haben VOID OF SLEEP gut daran getan, es gar nicht erst zu versuchen.
Wie es VOID OF SLEEP schon auf ihren letzten paar Alben praktiziert haben, setzt sich „The Sky Above“ einerseits aus opulenten, sich mitunter über 16 Minuten erstreckenden Funeral-Doom-Nummern und andererseits aus kurzen, sphärischen Ambient-Zwischenspielen zusammen. Atmosphärisch dicht sind sowohl die ausschweifenden als auch die kurzen Stücke gleichermaßen. Dass die Interludes die in den Longtracks erzeugte, außerweltliche Stimmung nicht abrupt zunichte machen, sondern als Überleitungen konstant fortführen, ist dem stilistisch kohärenten Songwriting zu verdanken. Weder sind die in blassblauer Tristesse schwelgenden Leadgitarren auf die Metal-Tracks noch die spacigen Keyboards auf die zwischendurch eingeschobenen Instrumentals beschränkt.
So vergehen beispielsweise auf dem Opener „The Void Beyond“ ganze vier Minuten ehe zu dem elegischen Piano und den kühlen Keyboardflächen mächtiges, schleppendes Gitarrenspiel und Drumming hinzutreten. In weiterer Folge schmücken VOID OF SILENCE ihre Songs unter anderem noch mit ätherischen Chören, hallenden, schwerelosen Clean-Gitarren und teils schrillen Electro-Sounds aus. Obwohl sich die Stücke ausnahmslos in schwerfälligem Down-Tempo dahinschleppen, kommt im Zuge der einstündigen Laufzeit aufgrund der vielseitigen Instrumentierung und der stets präsenten Atmosphäre nicht ein einziges Mal Langeweile auf.
Mitverantwortlich dafür ist außerdem Luca Sois herausragender Gesang, der den Tracks eine mitreißende Theatralik verleiht und nur an ein paar wenigen, ausgewählten Stellen mit gutturaler Stimmgewalt beeindruckt. Das kristallklare, vielschichtige Mixing und Mastering von Tausendsassa Déhà, der durch die Arbeit mit seinem stilistisch ähnlichen Projekt Slow ganz genau weiß, wie atmosphärischer Funeral Doom zu klingen hat, gereicht „The Sky Over“ zudem zu einer hervorragenden Klangqualität, wodurch VOID OF SLEEP ihre Stärken ungehemmt ausspielen können.
„The Sky Over“ ist gewiss keine Platte, die sich mit locker-flockigen Hooks und eingängigen Vorzeige-Singles bei ihrer Hörerschaft einschmeichelt. Dennoch muss man sich nicht erst ausgiebig damit auseinandersetzen, um zu erkennen, dass VOID OF SLEEP hiermit eine in sämtlichen Belangen meisterhaft umgesetzte Zusammenstellung zutiefst stimmungsvoller Funeral-Doom-Stücke kreiert haben. Während viele andere Vertreter dieser Stilrichtung gefühlt immer und immer wieder dieselben drei ausgezehrten Akkorde aneinanderreihen und es den Zuhörern damit schwer machen, auch nur bei Bewusstsein zu bleiben, legen VOID OF SILENCE hiermit den Beweis vor, dass man nicht ständig Rhythmus und Tempo variieren muss, um einen Song oder sogar ein ganzes Album spannend zu gestalten.
Wertung: 8.5 / 10