Als VLTIMAS 2018 aus dem Nichts auftauchten, schien die Band der feuchte Traum eines jeden Fans technisch anspruchsvollen Extreme Metals zu werden: Mit Tausendsassa Rune „Blasphemer“ Eriksen (ehemals Mayhem, Ava Inferi, Earth Electric) an der Gitarre, David Vincent (I Am Morbid, ehemals Morbid Angel) am Mikrofon und Flo Mounier (u. a. Cryptopsy) an den Drums sind VLTIMAS ja auch wirklich, was man gemeinhin als „All-Star-Projekt“ bezeichnet.
Das Debüt „Something Wicked Marching In“ (2019) war technisch so lupenrein wie atmosphärisch belanglos: Ein gewollt vertracktes Album, von dem leider auch fünf Jahre später wenig mehr hängen geblieben ist als der zugegebenermaßen starke Opener und die peinlichen „Oh-oh“-Chöre (etwa in „Diabolus Est Sanguis“). Mit „Epic“ legt das Trio nun nach – und wennschon VLTIMAS vom Attribut „episch“ nach wie vor ein Stück entfernt sind, ist doch eine deutliche Steigerung zum Vorgänger zu verzeichnen.
Auch ihr zweites Album beginnen VLTIMAS mit einem sinister-dissonanten Intro sowie dem darauffolgenden Titeltrack – und auch auf dem zweiten Album haben VLTIMAS einen der stärksten Songs vorangeschickt: „Epic“ ist ein lauernder Midtempo-Stampfer, bei dem sich vor allem David Vincent hervortut. Seine charakteristische Mischung aus Growl und Tremolo funktioniert hier einwandfrei und gibt dem ansonsten recht bodenständigen Song die nötige Würze. Die (leider) ebenso charakteristischen „Oh-ohs“ gibt es zwar auch hier wieder zu hören – werden aber rasch durch ein flinkes Solo von Rune Eriksen abgelöst. Das mag zwar alles sehr nach Rezept gekocht sein, klappt dafür aber dann auch.
Ging es auf „Something Wicked Marching In“ im Folgenden leider geradewegs Richtung belanglos, gelingt VLTIMAS diesmal eine Spannungskurve: Mit „Miserere“ zieht die Band das Tempo an, mit „Exercitus Irae“ („Heer des Zornes“) wird es in der Tat nochmal eine gute Portion wütender: Mit absurd schnellem Tremolo-Picking und vertrackterem Riffing im Stile später Blasphemer-Mayhem hat der Song merkliche Black-Metal-Schlagseite – während David Vincent einmal mehr über eines seiner Lieblingsthemen („marching“) singt. Gröber wird es nur später noch im rasanten Duo aus „Scorcher“ und „Invictus“, während „Mephisto Manifesto“ das bisher Gehörte in einem Song vereint: Vom groovigen Einstiegsriff ausgehend, gibt es sowohl Ausbrüche kurzer Raserei als auch ein schmissiges Solo. Richtiggehend episch wird es dann im Solo von „Nature’s Fangs“ und auch die Gitarrenarbeit im finalen „Spoils Of War“ ist nicht zu verachten.
VLTIMAS haben für „Epic“ an den entscheidenden Stellschrauben gedreht: Durch schlüssigeres Songwriting und mehr Abwechslungsreichtum kommt deutlich mehr Atmosphäre auf als beim Vorgängeralbum – und mit einer Vielzahl an wirklich guten Soli sind die Songs auch gleich viel schmissiger. Alles in allem ist „Epic“ damit vielleicht noch kein Jahrhundertalbum, zumindest aber eine deutlich rundere Sache als der Vorgänger und damit nun auch wirklich empfehlenswert.
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Wertung: 8 / 10
15. März 2024 Moritz Grütz