Im Mai 2012 sah ich im Vorprogramm von Farsot eine Band, deren Auftritt mir in Erinnerung blieb. Denn zu mitreißend waren die Lieder, welche die Herren präsentierten, sodass ich mich nach dem Konzert nochmal erkundigte, welchen Namen diese Band nun eigentlich trägt. VIVUS HUMARE. Knapp drei Jahre später sollte ich erneut auf diesen Namen stoßen, dieses Mal im Zusammenhang mit dem fünf Songs beinhaltenden Debüt „Einkehr“, welches darum bittet, rezensiert zu werden.
Bereits im Opener „Der Schmerz weckt“ zeigen die Thüringer ihre Bandbreite an Kreativität, mit der sie ihre Songs ausstatten: Blastbeats werden von melodischen Einschüben abgelöst, kräftiges Growling sowie Klargesang und Chorpassagen stehen im Wechsel zueinander, das Ende des Songs wird durch einen längeren Lead eingeleitet, dessen epische Schlagseite durch das Geknüppel vom Anfang unterbrochen wird, sodass der erste Track mit einer gelungenen Rahmenbildung punkten kann. Neben den beiden Interludes „In Eos Antlitz“ und „Abstieg in die Tiefe“, mit denen VIVUS HUMARE ihr Potenzial für Tiefgang verdeutlichen, birgt das Debüt noch zwei weitere Tracks der Marke „Der Schmerz weckt“. Anderer Aufbau, gleiches Prinzip – der Wechsel zwischen harschen und melodisch-verspielten Passagen ist auch hier der dominante Kniff.
Mit ihrem Debüt legen VIVUS HUMARE einen Einstand in die Thüringer Black-Metal-Landschaft vor, der sowohl handwerklich als auch kompositorisch als gut bewertet werden kann. Die Songs weisen gelungene atmosphärische Momente auf, deren Tiefe gerne noch mehr Raum in den einzelnen Songs einnehmen kann, und leben von einem Wechsel der Tempi, der weder abrupt noch unpassend ist, gerne aber vom schnell zu erkennenden Schema abweichen darf, wenn sich der Nachfolger von „Einkehr“ als eigenständig etablieren möchte.
Wertung: 6 / 10