Ein auf dem Kopf stehendes Herz, das mit den Ziffern des Binärsystems aufgefüllt ist. Das ist der erste ernüchternde Eindruck des neuen Longplayers „Digital Love“ der Kölner VITJA. Beim Aufklappen des Digipaks springt einem dann der Schriftzug „I’m A Misfit With A Bastard Soul“ entgegen. Eventuell trügt dieser nur schwer ernstzunehmende Schein aber auch und die Band kann ein deutliches Ausrufezeichen setzen, das sie zum neuen Flaggschiff deutschen Metalcores macht.
Inhaltlich behandelt man die digitale Welt, die mittlerweile viele Aspekte unseres täglichen Lebens in Beschlag genommen hat und zeigen entsprechend auch die damit verbundenen Abgründe auf. Das an sich ist zwar auch kein sonderlich neues Thema, dennoch ein löblicher Ansatz und entspricht zumindest meinem Verständnis von Core-Bands, die schon in der Vergangenheit oftmals Gesellschaftskritik in ihre Songs einfließen ließen. Musikalisch ist bereits der Opener „Scum“ so belanglos, dass man nur mit dem Kopf schütteln kann. Beliebig wirkende Gitarren treffen auf unspektakulären Gesang, den auch die zwei Frontmänner von Eskimo Callboy nicht retten können. Auch im weiteren Verlauf macht das Material von VITJA eher ratlos, wenn beispielsweise „D(e)ad“ mit auf- und abebbenden Synthie-Flächen den Versuch startet Atmosphäre aufzubauen oder das mit energischem Anfang versehene „No One As Master No On As Slave“ in einen unspektakulären Mix aus Klar- und Sprechgesang abdriftet, was dann auch dem nötigen Drive den Wind aus den Segeln nimmt. Das Ende des Songs zeigt dann mit kraftvollen Screams kurzzeitig, zu was VITJA fährig wären, leider spielen sie diese Stärken jedoch nur bedingt aus. So gibt es über die weiteren Songs auch nichts großartig Nennenswertes zu berichten. Mit stumpf wirkender Produktion dümpeln die Titel vor sich hin, wechseln mal zwischen aggressiveren Parts und Klargesang-Momenten hin und her, erreichen aber zu keiner Zeit einen besonderen Aha-Effekt oder Aspekte, die eine eindringliche Beschäftigung mit „Digital Love“ rechtfertigen würden.
Neben minimalen Glanzmomenten, die kurzfristig aufhorchen lassen, haben VITJA mit ihrem zweiten Longplayer „Digital Love“ ein musikalisch belangloses und zähes Album geschaffen, das am ehesten für Die-Hard-Fans des Metalcore empfohlen werden kann. Doch leider werden auch diese ihre Kritikpunkte finden, da es hierzulande deutlich interessantere Kombos gibt, die vor allem mitreißendere Songs zu schreiben wissen.
Wertung: 3.5 / 10