Virtual Symmetrey Coverartwork

Review Virtual Symmetry – Virtual Symmetry

Minimalismus ist ein Lebensstil, der in den letzten Jahren wieder mehr im Trend war. Bewusste Reduzierung, ein organisiertes Leben mit nur den wichtigsten Besitztümern, Reichtum durch Verzicht. Das kann auch in der Musik eine sinnvolle Herangehensweise sein – besonders im Progressive Rock/Metal gibt es schließlich genügend Bands, die ihr Ideenreichtum und Können liebend gerne zur Schau stellen. Und dann gibt es VIRTUAL SYMMETRY.

Nachdem sowohl „Message From Eternity“ (2016) als auch „Exoverse“ (2020) mit einem 23-minütigen Mammutwerk endeten, drehen die schweizerisch-italienischen Progger auf ihrem selbstbetitelten Album den Spieß um und stellen den gewaltigen, 20-minütigen Titeltrack direkt an den Anfang des Albums. Wenn nicht nur ein Album, sondern auch ein solch langer Song nach der Band benannt werden, ist das sicher kein Zufall und in der Tat wirkt die „Virtual Symmetry“-Suite wie eine Definition des Sounds der Band. Von Anfang an fahren VIRTUAL SYMMETRY hier alles auf: Ein emotionales Pianointro, gemächliches Gitarrengenudel, spacige Spielereien – bis nach ca. fünf Minuten erstmals Gesang einsetzt, ist schon viel passiert. Der Song nimmt nun so richtig Fahrt auf, Marco Pastorino zeigt vor allem mit seinen harschen Vocals mehr Varianz als bei Temperance und singt sich die Seele aus dem Leib, während die Instrumentalisten ebenfalls alles geben und Rhythmen ändern, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und wild solieren. Überhaupt passiert im Laufe der 20 Minuten so viel, dass man den Eindruck bekommt, hier drei Songs zu hören, die durch drei Instrumentalstücke verbunden sind. Das Gefühl eines zusammenhängenden Tracks stellt sich leider nicht ein, da fortwährend neue Motive aufgefahren werden, anstatt die zuvor etablierten wieder aufzugreifen und somit Brücken zu schlagen.

Das titelgebende Epos offenbart nicht nur, dass VIRTUAL SYMMETRY virtuose, hochkreative Musiker sind, sondern zeigt auch eine große Schwäche auf: Das Stück wirkt nicht wie ein in sich geschlossenes Stück, sondern wie viele aneinandergereihte, einzelne Elemente. Ob „Virtual Symmetry“ nun 20 Minuten dauert oder drei einzelne Lieder auf der Tracklist gestanden hätten, einen Unterschied hätte das nicht gemacht. Abgesehen vom balladesken „Butterfly Effect“ ist es auch im weiteren Verlauf egal, wie lange ein Lied dauert und wann die Tracklist zum nächsten Stück übergeht.

Soli, Effekte, Dream Theater, technische Demonstrationen, Kamelot, Orchester, Symphony X, Piano, Emotionen, Chaos… „Virtual Symmetry“ ist ein Album, das in knapp 63 Minuten zu viel bietet und von allem zu viel will. Keine Frage, VIRTUAL SYMMETRY ist eine Truppe aus großartigen Musikern, Pastorinos Gesang ist die Leidenschaft durchgehend anzumerken – nur stehen am Ende keine zusammenhängenden Songs, sondern ein chaotischer Show-off überbordender Qualität und dem Willen, jede Idee und jeden Gedanken in einer Stunde Musik unterzubringen. Das schadet dem Material schlussendlich nur, als Hörer steht man stets kurz vor dem musikalischen Burnout. VIRTUAL SYMMETRY haben unendliches Potenzial und es macht auch großen Spaß, ihnen zuzuhören. Sie müssen es nur schaffen, ihre Fähigkeiten in verdauliche Songs zu komprimieren und sich selbst etwas zu zügeln.

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Wertung: 6 / 10

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