Bei meinen fast schon routinemäßigen Streifzügen durch Müllerfilialen ignoriere ich aufgrund des meist extrem hohen Pop-, HipHop- und R’n’B-Gehaltes normalerweise diese seltsamen 1€-Pyramiden. Eines Tages weckte aber eine CD mit einem hässlichen Cover und schlecht leserlichen Logo meine Aufmerksamkeit. Das sah doch stark nach Metal aus. So öffnete ich die CD im Jewelcase und fand einen Last Episode Flyer, der noch hässlicher war, als das CD-Cover selbst. Ja, das ist Metal! So blätterte ich neugierig das Booklet durch und las „Recorded and mixed at Abyss Studios“ und „Co-Produced by Peter Tägtgren“, was ja in der Regel für Qualität steht. Nun, für 1€ kann man nicht viel falsch machen, dachte ich mir und kaufte die CD mal eben. Sagte ich Qualität? Als ich zu Hause ankam, schmiss ich natürlich immer noch neugierig die Scheibe in den Player (immer noch mit dem Hintergedanken „Muss ein Album schlecht sein, um für 1€ angeboten werden zu können?“) und meine Befürchtungen wurden wahr. „Beyond The Graves“ ist langweilig. Das ganze gestaltete sich sogar so langweilig, dass ich nach zwei Songs wieder etwas anderes hören musste, konnte mich aber doch dazu durchdringen, noch einen Versuch zu starten.
„Dark Embrace“ beginnt mit einem recht netten Intro und geht dann über in ein schweres Gitarrenriff, das in den ersten 10 Sekunden auch noch richtig attraktiv klingt. Schade, dass der Gesang einsetzt. Der klingt wie in einem Autobahntunnel aufgenommen und somit leider eben so schlecht, dass man die Gitarren gar nicht mehr hört, da man durch den „Was zur Hölle ist das?!“-Gedanken abgelenkt wird. Das soll in den Abyssstudios aufgenommen worden sein? Nun ja, die Instrumente klingen wahrlich nicht schlecht, aber der Gesang versaut die an sich gar nicht mal so schlechte Atmosphäre des Openers. Ein Aspekt soll ja nicht ganz entscheiden, dachte ich mir und hörte eben mal weiter, in der Hoffnung, gute Melodien könnten dieses Manko wieder ausmerzen.
Irgendwann, nach ein paar Songs, ist man dann an einem Punkt, an dem man sagt „Hey, das sind ja eigentlich, vom Gesang mal abgesehen, ganz nette schwedische melodisch angehauchte Death-Metal-Songs“. Ja, Schweden, genau, das Problem ist nur, dass Violation gar nicht aus Schweden kommen. Muss ja nicht unbedingt schlimm sein, wird sich der Leser denken, Fleshcrawl machen schließlich auch guten schwedischen Death Metal und kommen aus Deutschland. Leider Gottes (Satans?) kopieren Violation aber an allen Ecken und Enden. Und zwar nicht nur beim Schwedentod, sondern auch zum Teil bei Bands wie Graveworm, die ja nun mal gar nicht in diese Schablone reinpassen. So klingt das Ganze tatsächlich wie eine Mischung aus Dimmu Borgir, Dismember, Hypocrisy und Arch Enemy. Dumm, dass das nicht so ganz zusammenpassen will und Violation auf „Beyond The Graves“ Songs spielen, die so vor sich hertröpfeln und eigentlich gar nicht wissen, was sie eigentlich machen.
Am Schluss sitzt man da und bis auf ein paar nette Melodien bleibt rein gar nichts hängen. Der nervige Gesang sitzt einem immer noch im Ohr, auch wenn das – wie schon gesagt – kein Album automatisch schlecht macht. Schlecht sind Violation auf keinen Fall, die Jungs (und Mädels) beherrschen ihre Instrumente sehr gut, aber Kreativität ist wohl eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Musiker, der etwas gutes schreiben will, besitzen sollte. An selbiger mangelt es jedoch bei Violation und so bekommt „Beyond The Graves“ von mir nur den Stempel „Durchschnitt“. Für 1€ hat man immerhin eine CD mehr im Schrank stehen, falls ihr aber (irgendwann mal vielleicht) als Obdachloser im Laden steht und euch nicht entscheiden könnt, ob ihr die CD nun kaufen sollt, oder nicht, gebt das Geld lieber für Vodka aus oder spart es. Da hat man eindeutig mehr davon. Wer noch einen Euro übrig hat, der kann das Teil kaufen, sollte aber nichts erwarten.
Wertung: 4.5 / 10