Vinsta - Freiweitn Cover

Review Vinsta – Freiweitn

Vergleicht man Kreative mit anderen Kunstschaffenden, stößt man oft auf ambivalente Reaktionen. Manche fassen Assoziationen mit renommierten Acts als Kompliment auf, andere fühlen sich in ihrer Individualität infrage gestellt. Vermutlich hängt VINSTA sein Ruf als „Österreichs Antwort auf Opeth“ bereits zu den Ohren heraus – mag er auch durchaus seine Berechtigung haben. Mit „Drei Deita“ (2019) ist es Christian Hölls Prog-Death-Projekt jedoch gelungen, sein Profil deutlich zu schärfen. Jodelgesang, Geige und Hackbrett nahmen im Sound des Salzburgers von da an deutlich mehr Raum ein. Auf „Freiweitn“ setzt VINSTA seinen vielversprechenden Weg hin zu seinem ureigenen Stil, den Höll auf den Namen „Alpine Metal“ getauft hat, unbeirrt fort.

Während man „Vinsta Wiads“ (2017) aus musikalischer Sicht noch als Alternativversion von Opeths „Still Life“ (1999) ansehen konnte, macht VINSTA hier von Anfang an sein eigenes Ding. Von dem wundersam-verspielten Intro mit Hackbrett und Bass („Steanklong“) fühlt man sich sogleich in die pittoreske nächtliche Gebirgsszenerie versetzt, die von Irrwisch so gekonnt in dem Artwork eingefangen wurde. In „Schwoaze Lockn“ tauchen zwar mit einem Mal mächtige Gitarrenriffs und Drums sowie später auch monströser Gutturalgesang auf, im Großen und Ganzen nimmt der Death Metal auf „Freiweitn“ jedoch weniger Raum als auf den beiden Vorgängerplatten ein.

So handelt es sich bei vier der neun Tracks um kurze, weitgehend instrumentale Kompositionen, die eine urige, geheimnisvolle und zum Staunen einladende Stimmung verbreiten. Die beiden Abschlussstücke „Einkehr“ und „Hoamat“ lassen das Album sogar mit einem sanft gespielten Sopransaxophon enden – nach brachial groovenden Tracks wie „Wundaberg“ oder „Vinstas Valonga“ ein unerwartet friedvolles Ende. Dass VINSTA diesen Ausklang über zwei (an sich durchaus schöne) Songs ausbreitet, ist allerdings ebenso sonderbar wie die unpassend zurückgelehnten Riffs in der ansonsten besonders intensiven Death-Metal-Nummer „Entarische Gstoit“.

Letztlich überwiegen hier jedoch die stimmigen Einfälle, zu denen insbesondere Hölls und Moni Hahns wunderbar schwelgende Gesänge zählen – ob nun einzeln oder im Duett. Welchen Eindruck selbst kleine kreative Details hinterlassen können, demonstriert Hahn etwa im mystischen „Untawegs im Schattn“, das mit ihren jauchzenden Vocals wie ein Streifzug der Wilden Jagd klingt.

Von einigen nicht ganz nachvollziehbaren künstlerischen Entscheidungen und dem nicht durchwegs einprägsamen Songwriting abgesehen überzeugt VINSTA auf „Freiweitn“ einmal mehr mit hervorragenden Performances, einem kraftvollen und zugleich ausgewogenen Klanggewand und der bereits auf „Drei Deita“ perfektionierten, einmaligen Mischung von Progressive Death Metal und alpiner Volksmusik. Sich selbst hat VINSTA damit zwar nicht übertroffen, aber Christian Hölls mittlerweile völlig emanzipiertes Projekt bleibt jedenfalls weiterhin einer der interessantesten Acts der österreichischen Metal-Szene.

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Wertung: 8 / 10

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