Mit „Gods Of Tomorrow“ legten die norddeutschen Hard Rocker VICTORY nach zehn Jahren Pause ein ziemlich erfolgreiches Comeback hin. Zwischenzeitlich wieder bei Accept beschäftigt hatte Bandleader und Gitarrist Herman Frank vermutlich anderes zu tun, aber seit diese Verpflichtung passé ist, kann sich der Mann neben seiner Solokarriere auch wieder voll und ganz auf seine eigene Band konzentrieren. Drei Jahre nach ihrer erwähnten Rückkehr haben VICTORY mit „Circle Of Life“ ein neues Album am Start, für das die Truppe im Studio sogar mit Hard-Rock-Legende Dennis Ward (u. a. Pink Cream 69) zusammenarbeitete.
Auf „Circle Of Life“ präsentieren sich VICTORY einmal mehr als eine der amerikanischsten Bands Deutschlands: Nummern wie der Opener „Tonight We Rock“, das folgende „American Girl“ oder auch „Moonlit Sky“ bieten breitbeinigen amerikanischen Stadion-Sound. Ähnlich wie ihre Kollegen Bonfire wären auch die Hannoveraner um Herman Frank offenkundig lieber auf dem Sunset Strip als am Kröpcke zuhause und man muss ihnen lassen, dass sie diesen Sound noch immer ziemlich authentisch umsetzen. Vor allem die Refrains auf „Circle Of Life“ animieren sofort zum Mitsingen und könnten ebenso gut von von Bands wie Poison, Mötley Crüe und Beau Nasty stammen.
Angetrieben wird das Ganze vom Riffing des Bandkopfs, der mit seinem Spiel wie immer irgendwo zwischen US-Westküsten-Coolness und teutonischer Bissigkeit rangiert, wobei der amerikanische Anteil auf dieser Platte leicht überwiegt. Damit fällt „Circle Of Life“ nicht ganz so charakteristisch wie sein Vorgänger aus, denn VICTORY gehen hier oftmals so sehr im Sound ihrer Vorbilder auf, dass man sie leicht mit ihnen verwechseln kann. Das zeugt von der Authentizität ihrer Songs, verwäscht aber auch den eigenen Fußabdruck der Truppe. Vor allem in den schneidenden Riffs von schnelleren Nummern wie „Count On Me“ oder „Money“ kommt das charakteristische Riffing des Herrn Frank zum Tragen, jedoch sind solche Songs hier leider in der Unterzahl.
Insgesamt ist „Cricle Of Life“ ein ziemlich starkes Hard-Rock-Album. Das liegt zum einen natürlich an der großartigen Gitarrenarbeit des Bandchefs, der neben den erwähnten Riffs auch mit unheimlich Coolen Soli punktet, die nicht selten technisch aber in erster Linie ziemlich songdienlich und mitunter gar bluesig ausfallen. Zum anderen lebt das neue VICTORY-Album wie auch sein Vorgänger vom Gesang von Frontmann Gianni Pontillo, der stimmlich extrem nah an „Temples Of Gold“-Stimme Fernando Garcia rankommt und somit nach wie vor die beste Wahl für den Sound der Truppe aus Hannover ist. Auch die Produktion von „Circle Of Life“ ist absolut gelungen, wobei vor allem der pumpende Bass den kalifornisch geprägten Stadion-Sound der Band bestens in Szene setzt.
Mit „Circle Of Live“ demonstrieren VICTORY einmal mehr, dass sie oft vollkommen zu Unrecht vergessen werden, wenn von Deutschlands größten Hard-Rock-Bands die Rede ist. In ihrer mittlerweile 40 Jahre umfassenden Karriere hat die Truppe um Gitarrist Herman Frank kaum ein schlechtes Album veröffentlicht und auch ihre neueste Platte führt diese Erfolgsgeschichte fort. Mit insgesamt etwas mehr Stadionformat und einer starken Sehnsucht nach der US-Westküste fällt das Album etwas weniger angriffslustig als sein Vorgänger aus, ist aber dennoch ein starkes Werk ganz in der Tradition der großen Alben des kalifornischen Hard Rock der ausgehenden 80er.
Wertung: 7 / 10