Was ist denn hier eigentlich los? Kaum veröffentlichen U.D.O. ihr zweites Live-Album innerhalb von zwei Jahren, schon meinen auch VICIOUS RUMORS, dass jeder Fan unbedingt ein weiteres Live-Album haben muss, auch wenn das letzte erst im November 2012 herausgebracht wurde. Sie werden zwar sinnigerweise vom Titel her miteinander verknüpft – auf „Live You To Death“ von 2012 folgt „Live You To Death 2 – American Punishment“. Die Alben sind aber nicht etwa komplementär, sondern sehr ähnlich, wie ein Vergleich beider Tracklists zeigt: Ganze fünf Tracks von „Live You To Death 2 – American Punishment“ finden sich bereits auf „Live You To Death“. Klar, der Sänger hat zwischendrin gewechselt, aber das kann bei VICIOUS RUMORS ja bekanntlich schon dann passieren, wenn die Band auf Tour eine Pinkelpause macht.
Es ist schade, dass das neue Album damit gleich ein deutliches Geschmäckle kriegt. Denn an und für sich sind die Songauswahl und die Performance von VICIOUS RUMORS über jeden Zweifel erhaben. Deutlich fällt die etwas höhere Stimme des neuen Sänger Holleman auf, die sich von Brian Allens starkem Vibrato absetzt. Das klingt im ersten Moment etwas dünn, aber nur, weil man nicht daran gewöhnt ist. Holleman macht seinen Job sehr gut und wird dabei in den aggressiveren Parts vom Rest der Band als Background unterstützt. Das funktioniert ganz ausgezeichnet („Don’t Wait For Me“, „Electric Punishment“). Über die Leistung der Gitarristen muss man wenig sagen, weil es nichts zu kritisieren gibt. Die Jungs wissen, was sie tun.
Die Songauswahl beinhaltet neben klassischen Bandhymnen wie „Soldiers Of The Night“ und „Digital Dictator“ auch zwei Songs vom bärenstarken letzten Studioalbum „Electric Punishment“ und fällt damit abwechslungsreich aus – nur eben nicht im Vergleich zum letzten Live-Album. Immerhin wurde dieses Mal auf Coverversionen verzichtet, sodass es nur Material von VICIOUS RUMORS zu hören gibt. Das drückt im Übrigen gut abgemischt und sauber aufgenommen aus den Boxen, auch die Stimmung des Publikums wurde ordentlich eingefangen. Die Aufnahme präsentiert zudem das Publikum in angenehmer Hintergrundlautstärke, sodass man es wahrnimmt, sich aber doch weiter auf die Musik konzentrieren kann.
Alles in allem ist „Live You To Death 2 – American Punishment“ ein gutes Livealbum geworden, das eine traditionsreiche Band in bester Form präsentiert. Wäre da nicht angesichts des jungen und ähnlichen Outputs der unabweisbare Verdacht, dass hier die Kuh gemolken werden soll, könnte man rundum zufrieden sein. Auch jetzt kann man es jedem empfehlen, der sich nicht 2012 „Live You To Death“ gekauft hat. Wer das allerdings getan hat, wird sich an den Kopf fassen und fragen: VICIOUS RUMORS, warum tut ihr mir das an?
Wertung: 8 / 10