VICIOUS RUMORS – das ist eine Band mit langer, abwechslungsreicher Geschichte: Auf insgesamt zehn Studioalben wurde zweimal ein relevanter Stilwechsel vollzogen und ganze 25 (!) Bandmitglieder gingen verloren. Nun haben sich die Jungs um Geoff Thorpe einmal mehr ins Studio verkrochen, um mit „Electric Punishment“ ihr elftes Album aufzunehmen. Um auch ja nichts anbrennen zu lassen, hat sich VICIOUS RUMORS bei der Besetzung der Sechssaiter dieses Mal Hilfe von gleich drei der ehemaligen Gitarristen geholt, die in großem Stil der Kernband unter die Arme gegriffen haben.
Man könnte natürlich skeptisch sein, denn nicht umsonst gilt auch im Musikalischen häufig, dass zu viele Köche den Brei verderben. Um keine unnötige (elektrische) Spannung aufzubauen: Das ist hier keineswegs der Fall. VICIOUS RUMORS klingen auf „Electric Punishment“ trotz der vielen verschiedenen Mitwirkenden unheimlich homogen und so abwechslungs- wie ideenreich, dass man gar nicht weiß, wo man mit der Beschreibung anfangen soll. Natürlich ist das Album zuallererst klassischer US-Metal: treibende Gitarren treffen hohen und doch nicht dünnen, treffsicheren Gesang. Dazu prügelt Schlagzeuger Howe die Felle, dass es ein Vergnügen ist – wenn man sich vielleicht auch noch etwas mehr Volumen in der Produktion der Drums gewünscht hätte. Denn die ist leider insgesamt etwas steril und glatt geraten. Dennoch: Songs wie „I Am The Gun“, „D-Block“ oder „Thirst For A Kill“ sind astreine Temposchleudern in dieser besten US-Tradition.
VICIOUS RUMORS anno 2013 können aber viel mehr als das. Aus ihrem Ausflug in groovigere Gefilde aus den 90ern haben sie einige stampfende Rhythmen rübergerettet, die dem Titeltrack „Electric Punishment“ ganz wunderbar zu Gesicht stehen. Erstaunlich eingängig und entspannt wird es dafür auf „Together We Unite“, einer partytauglichen „Wir feiern den Metal“-Hymne. Progressive Ausflüge gibt es auf „Eternally“, in dem die Rhythmus-Gitarre mit ihrem Offbeat-Spiel einen tollen Kontrast zu den sonst eher straighten Gitarren bildet. Und mit „Escape (From Hell)“ gibt es eine wunderbare Halbballade zu hören, die ein wenig an Judas Priests „Beyond The Realms Of Death“ erinnert. Die abschließende Coverversion „Strange Ways“ von Kiss macht die Sache schließlich rund.
Viel mehr gibt es hierzu nicht zu sagen. VICIOUS RUMORS zeigt mit „Electric Punishment“ nicht nur, dass die Band quicklebendig ist, sondern auch, dass man aus dem Konzept „US-Metal“ immer noch eine Menge herausholen kann, wenn man nur kreativ herangeht und nicht einfach den ausgetretenen Genrepfaden folgt. Für Fans des Genres ein Muss, aber auch andere klassisch orientierte Metaler sollten mal hineinhören.
Wertung: 9 / 10