Review Venom Inc. – Avé

  • Label: Nuclear Blast
  • Veröffentlicht: 2017
  • Spielart: Heavy Metal

In keinem anderen Genre sind Bandname und Logo so wichtige Insignien wie im Metal. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass bei einem Split hart darum gekämpft wird, wer unter altem Namen und wer unter neuem Namen weitermachen darf beziehungsweise muss. Die Folge sind oft verwirrende Doppel wie Entombed und Entombed A.D., Rhapsody Of Fire und Turilli / Lione Rhapsody oder Venom und VENOM INC.

Zwar sind letztere 2015 nicht direkt aus einem Streit hervorgegangen – ob Cronos von Venom allerdings wirklich stolz auf seine ehemaligen Mitstreiter Mantras und Tony „Demolition Man“ Dolan ist, weil sie ausgerechnet unter diesem Namen musizieren, ist fraglich. Die Idee hinter VENOM INC. ist hingegen recht simpel: Die beiden wollten dort weitermachen, wo sie mit dem gemeinsam mit Abaddon (Drums) und Al Barnes (Rhythmus-Gitarre) eingespielten Venom-Album „Prime Evil“ aufgehört hatten. Ein neuer Klassiker sollte das Werk werden. Ersteres hat mit dem Debüt „Avé“ nur sehr bedingt geklappt, und zweiteres (natürlich) gar nicht. So what?

Zunächst ist der Sound eines 2017 veröffentlichten Albums natürlich eine andere Welt als der eines Albums aus dem Jahr 1989. Und das ist gut so, in beide Richtungen: Das von Mantras selbst produzierte „Avé“ klingt zeitgemäß und verdammt mächtig, „Prime Evil“ hingegen ist eben stark rockmusikgeprägter Heavy Metal. Beides hat seine Vorzüge, vor allem aber waren VENOM INC. gut beraten, „Avé“ nicht künstlich auf retro zu mischen. Aber auch das Material von „Avé“ klingt weitaus moderner, als VENOM INC. das vielleicht vor hatten: Zwar sind die Riffs auf „Avé“ durchaus „rockig“ und „heavy“. Der pure Hard Rock/Heavy Metal, wie er auf „Prime Evil“ zwischenzeitlich durchschlägt, findet sich auf dem Album jedoch so nicht mehr wieder. Viel eher erinnert das Material an temporeduzierte Vader – Death-Thrash im Mid- und Downtempo mit Rock- und Heavy-Einschag also.

Das jedoch machen VENOM INC. erfreulich gut: Die Mixtur aus knackigen, wenn auch nicht sonderlich ausgefallenen Riffs und dem kernigen Gesang vom Demolition Man macht Spaß – wenngleich eine Spielzeit von über 60 Minuten für diese Art von Musik vielleicht etwas überambitioniert ist. Andererseits: Warum auf die Bremse treten, wenn’s doch gerade Spaß macht? Und Spaß haben VENOM INC. mit ihren Songs ohne jeden Zweifel: Mal wird in bester Motörhead -Manier losgebrettert („Metal We Bleed“), mal schnittiger Black-Thrash zelebriert („The Evil Dead“), mal im Downtempo und musikalisch sehr reduziert eine düstere Atmosphäre heraufbeschworen („Dein Fleisch“, „Preacher Man“). Letzteres allerdings dezidiert nicht „wegen“ sondern vielmehr „trotz“ der verwendeten Samples: Weder das Gestöhne in „Dein Fleisch“ noch die Einstandsrede von einem grummelstimmigen Pseudo-Satan im Intro von „Ave Satanas“ trägt irgendwie positiv zur Wirkung des Albums bei. In den 1980ern mag das noch funktioniert haben – im 21. Jahrhundert hingegen wirkt dergleichen dann doch ziemlich lächerlich.

Was VENOM INC. auf ihrem Debüt machen, ist keine große Magie – andererseits sorgt im richtigen Setting ja auch ein simpler Kartentrick für strahlende Augen. Genauso verhält es sich mit „Avé“: Nichts an dem Album ist neu, innovativ oder auch nur wirklich „wie damals“. Trotzdem funktioniert es – weil VENOM INC. sich all dieser Umstände durchaus bewusst zu sein scheinen – und einfach trotzdem so tun, als ob.

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Wertung: 7 / 10

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