Review Venom – Black Metal

  • Label: Sanctuary
  • Veröffentlicht: 1982
  • Spielart: Thrash Metal

Als in England des Jahres 1982 eine Band, bestehend aus drei jungen Musikern, sich an die Aufnahmen ihres zweiten Albums machte, konnte niemand auch nur erahnen welchen Einfluss diese Songs auf den Metal haben sollten. Die Pseudoynme lauteten Cronos, Mantas und Abaddon, die Band hieß VENOM und das Album war das legendäre „Black Metal“.
Im nachhinein betrachtet ist es eine recht ironische Revolution gewesen. Die Musiker berichteten später, dass sie eigentlich keine Ahnung vom Satanismus haben und der Sound klang nur wenig nach dem, was man sich (bereits Ende der 80er) unter Black Metal vorstellt. Böse Zungen mögen behaupten, dass einzige was heutzutage noch an die Gründungsväter erinnert, ist die miese Produktion. Nichtsdestotrotz sind sich die Geschichtsschreiber einig: „Black Metal“ begründete das Genre und gab dem ganzen einen Namen.

Jedesmal wenn ich diese Platte einlege, die mit dem Titeltrack beginnt, stelle ich mir die selbe Frage: „Um Gottes willen, war die Produktion wirklich soo schlecht ?“ und jedes Mal atme ich kurz darauf auf und stelle fest: „Ach nein, dass waren nur dieses unidentifizierbare Rauschen am Anfang“. Und dann geht’s auch schon los. Wer urbösen Black Metal erwartet, wird, wie bereits angedeutet, enttäuscht. Was einem da durch die Gehörgänge rauscht, klingt viel eher wie der (noch) räudigere Bruder von Metallicas „Kill `em all“. Das Album besteht in seiner Originalfassung aus 11 simplen Rocksongs mit Mitsingrefrain, die sofort in Mark und Bein übergehen. Ein wenig muss man auch über die schrulligen Texte lächeln, denn Slogans wie „Lay down your Soul to the Gods Rock and Roll“ versetzen einen direkt zurück in die 80er, wo man mit solcher Götzenanbetung vielleicht noch Eltern und Politiker schocken konnte. Interessant ist auch der Anfang von „Buried Alive“, bei dem man an einer Beerdigung teilnimmt. Der Legende nach haben Venom das Mikrofon direkt im Studio mit einigen Schaufeln Erde begraben um den gewünschten Effekt zu erzielen, was der Studioleitung wohl eher missfiel. Genial ist auch die Geschichte von „Teachers Pet“. Der Protagonist ist in der Schule beim onanieren erwischt worden und bekommt nach Schulschluss von der Lehrerin eine Nachhilfestunde der besonderen Art („sixty-nine – I don’t mean lines“). Das – meine Damen und Herren – ist schmutziger Rock n Roll der guten alten Zeit. Dagegen ist die neuzeitlich propagierte Misanthropie nicht mehr als ein Kindergeburtstag.

,„Black Metal“ ist allein schon aus historischer Sicht ein interessantes Werk und sollte eigentlich alleine aus diesem Grund in jeder gut sortierten Plattensammlung stehen. Wieder eine Scheibe, die man nicht mal mögen muss, die man aber trotzdem besitzen sollte, weil einem sonst etwas wichtiges fehlen würde. Aber auch, wer einfachen 80er Jahre Thrash Metal mag, kann bedenkenlos zugreifen, denn rocken tut es auch heute noch und versprüht dabei einen ganz urtümlichen Charme, wie man ihn heute nicht mehr findet. Wahrscheinlich lebt die Scheibe auch von dem Wissen um ihre Geschichte, aber wenn man dadurch nur noch mehr Spaß an ihr hat, kann das auch so schlecht nicht sein.
(Sebastian Klein)

Wertung: 8 / 10

Geschrieben am 6. April 2013 von Metal1.info

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert