Review Vennart – The Demon Joke

Als sich Oceansize vor vier Jahren mit den kargen Worten „We regret to inform you that Oceansize have split up. An explanation for this occurrence is neither forthcoming or indeed necessary.“ auflösten, hat die anspruchsvolle Rockmusik der Neuzeit eines ihrer wichtigsten Aushängeschilder verloren. Zwar gibt es stilistisch ähnlich gelagerte Bands, aber keiner gelingt die Symbiose aus schweißtreibendem Rock, verschachtelter Instrumentalarbeit und schwebender Atmosphäre derart homogen und zeitlos wie den Engländern aus Manchester.

Für Fans der Band gibt es jetzt gute Nachrichten: Der ehemalige Sänger und Gitarrist, Mike VENNART, meldet sich mit einem Soloalbum zurück. Die Platte heißt „The Demon Joke“ und entstand unter Mithilfe seiner ehemaligen Oceansize-Kollegen Steve Durose (Gitarre) und Richard Ingram (Keyboards). Nicht nur deshalb ist sie eine echte Empfehlung für alle Oceansize-Fans.

VENNARTs Handschrift ist auch auf „The Demon Joke“ schnell zu erkennen. Dafür sorgt vor allem sein unverwechselbarer Gesang. Die ein oder andere Nummer wäre zweifellos aber auch als Oceansize-Song durchgegangen – etwa das sphärische, mit einem traumhaften Refrain gesegnete „Infatuate“ oder das groovige „Retaliate“. In diesen Kompositionen klingt VENNART wie eine komprimierte Version seiner alten Band. Die Tracks kommen schneller auf den Punkt und sind kürzer, aber nicht weniger wirkungsvoll. Viele Lieder haben eine leichte Pop-Schlagseite, vielleicht beeinflusst von VENNARTs Zeit als Tourgitarrist von Biffy Clyro. Am deutlichsten wird das im Ohrwurm-Chorus von „Operate“, der den Song zu einer echten Alternative-Rock-Hymne macht.

Sicherlich ist das Album einfacher zugänglich als alle Platten von Oceansize, aber das bedeutet nicht, dass Mike VENNART nicht überrascht und experimentiert. Der verstärkte Einsatz elektronischer Sounds fällt genauso positiv auf wie zahlreiche, scheinbar zufällig platzierte Noise-Passagen, die der Erwartungshaltung des Hörers immer wieder ein Schnippchen schlagen. „Duke Fame“ und „Don’t Forget The Joker“ hingegen klingen eine ganze Ecke klassischer, als man es von VENNART erwartet – mit etwas rauerem und rauchigerem Gesang. Daneben steht eine ruppige Alternative-Nummer wie „Doubt“ oder eine entrückte Ballade wie „A Weight In The Hollow“. Letztere ist das atmosphärische Highlight der Scheibe mit wundervollen schwebenden Gesängen und einem (wieder einmal) traumhaften Chorus.

Fazit: In nur 42 Minuten präsentiert der ehemalige Oceansize-Sänger und Gitarrist eine ganze Menge toller Ideen und Abwechslung. Zunächst zünden einzelne Songs, später auch das Album als Ganzes. Die Musik ist weniger verkopft als diejenige von Oceansize, aber in gleichem Maße kreativ und grenzensprengend. Eine schöne Platte von einem der wichtigsten Impulsgeber der Szene, die Oceansize-Fans gehört haben sollten.

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Wertung: 8.5 / 10

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