„Do you hate hardrock ??? Then I guess you have never seen VENGEANCE !!!!!“ Mit diesem Spruch wird der Besucher der Facebook-Seite von VENGEANCE begrüßt. Und wer mit so einem Selbstbewusstsein musiziert, der kommt irgendwann auch auf gut 30 Jahre Bandgeschichte. Die Holländer von VENGEANCE haben es jedenfalls geschafft und seitdem man seit 2006 wieder „Back In The Ring“ ist (so der Name des Comeback-Albums), wirft man halbwegs regelmäßig Platten unters Volk, die genau jenen routinierten Hard Rock zu bieten haben, für den die Band seit jeher stand. Auch „Piece Of Cake“ schlägt in diese Kerbe. Einen besonderen Touch bekommt der Verweis auf die Kontinuität der Band, wenn man sich vor Augen hält, dass seit dem frühen Tod des Gitarristen Jan Somers (er starb 2011) dessen Sohn an der Gitarre zu hören ist.
Sieht man einmal über die doch recht hässliche Aufmachung der CD hinweg, dann zeigt sich dem Hörer, dass VENGEANCE klingen wie seit eh und je; darin liegt, wie bei vielen anderen Bands gleicher Couleur auch, Fluch und Segen zugleich. Denn natürlich bedeutet routinierte Arbeit bei einer Band wie VENGEANCE, dass man sich auf ein dementsprechend hohes Mindestniveau freuen darf. Allerdings bedeutet es auch eine nicht zu unterschätzende Vorhersehbarkeit und bisweilen auch Langeweile. „Piece Of Cake“ bewegt sich genau in diesem Spannungsfeld und aufzulösen ist diese Spannung zumindest für den Rezensenten nicht; Fans werden gewohnheitsgemäß eher in die positive Richtung tendieren und dagegen ist nichts einzuwenden. Denn im Schnitt bietet die CD guten Hard Rock, der mir persönlich ein wenig zu oft ohne richtige Höhepunkte auskommt.
Dabei sei nicht verschwiegen, dass es mit „Raintime“ und „Sandman“ zwei ziemlich gelungene Nummern zu hören gibt, wobei erstere durch seine Melodieführung überzeugt und letztere durch seinen überdrehten Refrain Spaß macht. Gerade bei diesem Song kommt der Band das teils grelle, aggressive Organ von Sänger Leon Goewie zugute, das nichts von den weichen und warmen Rockstimmen hat, die dieses Genre über weite Strecken dominieren. Auch hier: Fluch und Segen zugleich. Zwar kommt dieser Gesang gerade bei den härteren Stücken gut an, auf Dauer aber wird mir hier entschieden zu viel gebrüllt. Da kommt mir das folgende „Back To Square One“ gerade recht, das sich als ruhige, enorm an Gary Moore erinnernde Blues-Nummer entpuppt. Auch das groovende „Mirrors“ kann noch herausstechen, meinetwegen auch noch das durchaus stimmungsvolle „Goodbye Mother Sky“; der Rest ist zwar nicht schlecht, aber eben auch nicht mehr als gut gemachter Hard-Rock-Durchschnitt.
Fans des klassischen Hard Rocks dürfen hier gerne reinhören, Fans der Band werden mit Sicherheit nicht enttäuscht werden; wer allerdings zu den oben angeführten Hard-Rock-Hassern gehört, wird von „Piece Of Cake“ kaum auf den Weg der Besserung geführt werden.
Wertung: 6.5 / 10