Nach zwei Jahren erheben sich die Chicagoer VEIL OF MAYA mit ihrem sechsten Studioalbum „False Idol“, um ihren Deathcore mit Djent-Einflüssen erneut unters Volk zu mischen. Seit ihrer ersten Veröffentlichung steht die Band bei Sumerian Records unter Vertrag, das hat sich auch mit dem neuesten Output nicht verändert. „False Idol“ erzählt die düstere Geschichte aus der Sicht eines eher unangenehmen Charakters, den man umgangssprachlich wohl mit einigen unschönen Obszönitäten betiteln würde.
So wird bereits der Opener „Fracture“ dem technischen Deathcore-Djent-Gefrickel durchaus gerecht. Dann setzt unerwartend Klargesang ein, der dem vorher wuchtigen Klang fast vollständig den Wind aus den Segeln nimmt. Damit ist auch gleich ein deutlicher Schwachpunkt des Albums genannt: Diese klaren Gesangslinien klingen beliebig austauschbar und nach jeder x-beliebigen Post-Hardcore-Formation. Zudem machen sie die ansonsten düstere Atmosphäre fast vollständig zunichte. Denn gerade die wummernden Drums und die progressive Saitenfraktion mit ihren aberwitzigen Momenten bilden eigentlich ein höchst gelungenes Konstrukt für die ebenfalls vorhandenen Growls.
„Overthrow“ oder „Whistleblower“ spielen beispielsweise über weite Strecken die Stärken des Möglichen aus: Starke Stimmbandarbeit in Shout- und Growl-Form, ein Schlagzeug mit mannigfaltigen Taktwechseln und Gitarren, die sich ob ihrer Verrücktheit nicht verstecken müssen. Am besten funktioniert „Tyrant“, das zwar kurz und knackig ist, aber ohne jeglichen Klimbim auskommt. Leider sind diese Momente in den meisten Songs nur aufkeimendes Stückwerk, das von der deutliche kommerziellen Ausrichtung überlagert wird. Die schlimmsten Momente entstehen auf diese Weise im wehklagenden „Citadel“ und dem überflüssigen „Livestream“.
Die softe Herangehensweise gepaart mit der brachialen Seite möchte in diesem Fall nicht so recht zusammenpassen. Mit einem tieferen Eintauchen in die vertrackten Klangwelten des Djent und Progressive Metal in Kombination mit der rohen Deathcore-Seite hätten VEIL OF MAYA eine Chance nutzen können, die sie aber ungenutzt verstreichen lassen. Die cleanen Vocals sind zwar nicht immer schwülstig, sondern bisweilen auch kraftvoll – dennoch stören sie das Gesamtbild von „False Idol“ in massiver Weise. Bitte nächstes mal die Handbremse lösen und das kitschige Klischee-Gesäusel ablegen, dafür eine Schippe Aggression drauflegen.
Wertung: 4 / 10