Tributealben sind ja immer ein ziemlich zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite ist es eine schöne Art „Danke“ an eine Band zu sagen, eine Möglichkeit interessante Interpretationen von bekannten Songs zu hören und nicht zuletzt eine Bühne für relativ unbekannte Bands aufgrund des Namens der Originalband auf sich aufmerksam zu machen. Auf der anderen Seite werden Tributealben für Bands gemacht, die das weder verdient und vielleicht erst drei Alben veröffentlicht haben. Außerdem sind die Versionen oft meilenweit unter dem Niveau des Originals und eine schier unüberblickbare Anzahl solcher Tributes werden teilweise für nur eine Band auf den Markt geworfen. Pünktlich zum fünfundzwanzigjährigen Bandjubiläum und der Jubiläumstour hat es nun also Saxon erwischt. Auffallend gleich zum Beginn ist das wirklich geniale Cover, in dem alle Saxon-Trademarks zu einem tollen Motiv vereinigt wurden.
Begonnen wird der Reigen mit Stormwarriors Version von “Power And The Glory“. Nach dem berühmten George W. Bush Zitat beim Golfspielen, das auch in Fahrenheit 911 zu sehen war, weiß das Lied wirklich zu gefallen. Auch wenn man gestehen muss, dass dieser Song eine dankbare Aufgabe für jede Band ist, weil Ultra-Ohrwurm, passt auch die Stimme von Lars Ramcke wie die Faust aufs Auge. Super gelöst. Was man von nachfolgendem “Denim & Leather“ von Torment leider überhaupt nicht sagen kann, wer hat denn diese Krächzstimme aus der Anstalt gelassen?? Ist ja fürchterlich, da bleibt mir leider nur die Skip-Taste. Dass Paragon eigentlich etwas deftigere Musik wie Saxon machen, merkt man ihrer Interpretation von “20.000 Feet“ deutlich an, sehr geile Nummer. Mit V8 Wankers steht als nächstes eine mir völlig unbekannte Band mit “Wheels Of Steel“ an, die bei mir nach dieser Darbietung allerdings auch keinen Drang auslöst, sie näher kennen lernen zu wollen. Etwas kraftlos, dennoch nicht schlecht kommt “Warrior“ von Twisted Tower Dire aus den Boxen. Trotzdem um Längen besser tönt dann Breaker, die “To Hell And Back Again“ zum Besten geben, in einer wahrlich supergenialen Version, mit Stormwarrior und Paragon bis dato das absolute Highlight der Platte. Auch nicht zu verachten ist Dark Age mit “Heavy Metal Thunder“, wenn auch die Stimme zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig ist, aber der Song hat viel Drive und weiß durchaus zu gefallen. In eher ungewöhnlichen Gefilden schippern die Thrasher Perzonal War, die sich dann mit “Solid Ball Of Rock“ auch noch einen eher ruhigeren Song von Saxon ausgesucht haben. Aber vielleicht funktioniert das genau deshalb so gut, macht auf jeden mächtig Spaß, wobei mächtig hier genau das richtige Wort ist. Nicht wirklich schlecht, aber auch nicht wirklich zünden will “Burning Wheels Of Fire“ von Predator, allerdings ist der Refrain wahrlich nicht zu verachten. Eine mir auch absolut unbekannte Band namens Seventh Son gibt dann “Dallas 1 PM“ zum Besten, was sie auch sehr gut macht, gelungene Umsetzung. Einen absoluten Klassiker mit “Princess Of The Night“ haben sich Division geschnappt, und ich muss sagen, auch dieser Version kann man zuhören, auch wenn Welten zwischen Biff Byford und dem Sänger von Division liegen. Auf der anderen Seite kann man einen Song wie diesen auch kaum verhunzen. Necronomicon schlagen dann völlig aus der Art, haben sie aus “Machine Gun“ einen reinrassigen Thrash Metal Song gemacht, und wie geil das mal aus den Boxen schallt. Ein weiteres Highlight der CD. Eigentlich die erste Band, die einen Song nicht nur nachspielt, sondern einen komplett eigenen Stempel aufgedrückt hat. Was Airborn dann aus “Unleash The Beast“ gemacht haben, ist leider offen gesagt eine einzige Katastrophe. Richtig genial wird es dann wieder mit den Goddess Of Desire, die eine Hammerversion von “Dragon’s Lair“ zu bieten haben. Nett anzuhören ist Powergod’s “Big Teaser“, mehr aber eigentlich auch nicht. Sehr ruhig, dafür aber total atmosphärisch, das ist “Rainbow Theme – Frozen Rainbow“ von Solitude. Hat wer ein Feuerzeug für mich? Klasse und wunderschön. “Fire In The Sky“, vorgetragen von Reviver, plätschert dann so vor sich hin, wobei ich auch hier gestehen muss von dieser Band noch nie etwas gehört zu haben. Zum Abschluss wurde die Hammer-Ballade “Broken Heroes“ ausgewählt, hier besonders interessant, da dargeboten durch Twyster mit der an Doro erinnernden (aber sehr viel besser aussehenden) Sängerin Coco Voß. Kleiner Tipp: Wer Liebeskummer hat sollte diesen Song skippen, sonst wird es wie Rotz und Wasser aus ihm rausbrechen, wunderschöne Ballade und toller Rausschmeißer.
Die Erstauflage wird als Doppel-CD zum Preis einer Single-CD erscheinen, leider lag mir als Promo nur die erste CD vor, so kann ich zur Bonus CD keine Informationen außer unten stehender Tracklist geben. Wie das Review begonnen hat, endet das Fazit: Auch diese Platte ist ein zweischneidiges Schwert, wirklich geniale Songs (Stormwarrior, Paragon, Breaker, Necronomicon) stehen absoluten Krampen gegenüber. Allerdings bei einer Spielzeit von 80 Minuten, und das nur auf CD 1, bekommt man Value For Money, alle Fans von Saxon, die andere Versionen ihrer Lieblingslieder nicht von vorne kategorisch ausschließen, können und sollten mal ein Ohr oder auch zwei riskieren.
(Oli)
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