Sie sind jung, kommen aus Schweden und spielen Death Metal. Nichts besonders Aufregendes? Also gut: Sie halten ihre wahren Identitäten verborgen. Ebenfalls wenig weltbewegend? Na warum leckten sich dann so viele die Finger nach dem selbstbetitelten Debüt von VAMPIRE?
Zum einen mag das daran liegen, dass die einzige vorangegangene Veröffentlichung, ein Demo, im Handumdrehen ausverkauft und nicht mehr zu bekommen war. Zudem wurden VAMPIRE schon von Fenriz in seinem „Band Of The Week“-Blog geadelt, und dass der Mensch gute Bands herausfiltern zu vermag hat er ja schon mehrfach bewiesen.
Zu guter Letzt mag auch der Umstand, dass „Vampire“ auf Century Media erscheint ein Fingerzeig bezüglich der Qualität sein, denn viele Debüts schaffen es nicht direkt auf ein so renommiertes Label.
Groß ist also die Spannung und interessant das Gebotene. „Orexis“ knallt als erster Song ungebremst aus den Boxen, prescht nach vorn und verbreitet dabei ein nostalgisches Flair, was mehrere Gründe hat. Zum einen sind da die galoppierenden Gitarren, die auch in der NWOBHM ihren Platz gefunden hätten, dann gibt es schöne melodische Leads, die auch Mercyful Fate oder neueren Watain gut zu Gesicht stehen würden, wobei auch der Gesang von Hand Of Doom durchaus Parallelen zu E aufweist.
Diese Parallele lässt sich auch sofort im Sound des VAMPIRE-Debüts wiederentdecken. Denn obwohl man auch den Namen das Studios, in welchem aufgenommen wurde (nur so viel ist bekannt: Der Besitzer ist eigentlich Pop-Produzent und hat ein altes Analogstudio…), klingt „Vampire“ doch verdammt nach der ranzigen Dunkelheit des Necromorbus-Studios, was der Musik gut zu Gesicht steht.
Die Band versteht es auf ihrem Debüt gekonnt die schnellen Prügelattacken, die zwangsläufig den Kern eines jeden Death-Metal-Albums bilden (hier sei auf „At Midnight I’ll Possess Yor Corpse“ verwiesen, nicht nur auf Grund des coolen Namens), durch warme melodische Leads aufzubrechen (als Beispiel sei hier der Mittelteil von „The Bestial Abyss“ genannt), was zum einen enorm für Abwechslung sorgt und zum anderen die songwriterischen Fähigkeiten der beteiligten Herren unterstreicht.
Zudem mischen VAMPIRE ihrem Death Metal immer wieder noch eine gute Portion Thrash bei („Cellar Grave Vampire“), was die Songs ordentlich antreibt, wobei man niemals eine gewisse rockige Lässigkeit („Ungodly Warlock“) vermissen lässt.
Letztlich dürfte „Vampire“ für all jene ein gefundenes Fressen sein, die ihren Death Metal Old School und nicht zum Selbstzweck auf Brutalität getrimmt mögen. Neben feinen Melodien gibt es „Ugh!“s, die auch von Tom G. Warrior sein könnten, neben thrashigem Gekloppe gibt es erfrischend rockige Passagen und das alles stimmig kombiniert. VAMPIRE sind sicher nicht die Neuerfindung des Death-Metal-Rades, aber definitiv ein willkommener Zuwachs in der Landschaft des Genres, auch wenn die Jungs wohl gerne im Keller wohnen würden.
Wertung: 8 / 10