Als Greg Mackintosh 2011 ankündigte, ein waschechtes Death-Metal-Album veröffentlichen zu wollen, war die Verwunderung mancherorts groß. Konnte der Mann das nach all den Jahren noch? Und dann auch noch als Selbsttherapie, um den Verlust des Vaters zu überwinden? Er konnte – und wie. „A Fragile King“ (2012) geriet zum absoluten Triumph und sein neues Projekt VALLENFYRE fast augenblicklich zu einer Kultband. Nachdem ebenfalls großartigen „Splinters“ (2014) steht nun mit „Fear Those Who Fear Him“ die mittlerweile dritte und wohl vorerst auch letzte Platte der Truppe ins Haus.
Denn sowohl Bassist Scoot als auch Drummer Adrian Erlandsson sind nicht mehr von der Partie. Bei Letzterem ist das wohl dem vollen Terminkalender zu verdanken, bei Erstem war Bandchef Mackintosh wohl von der Entscheidung enttäuscht, sodass er VALLENFYRE nun (zumindest erst einmal) zu Grabe trägt – allerdings nicht ohne mit „Fear Those Who Fear Him“ noch ein absolutes Monster auf die Fans loszulassen.
Stilistisch bleibt man sich treu und zelebriert den Death-Doom, den Mackintosh mit seiner Hauptband Paradise Lost miterfunden hat, in absoluter Reinkultur. Tracks wie das düster-bedrückende „An Apathetic Grave“ oder „The Merciless Tide“ hätten auch auf „Lost Paradise“ oder „Gothic“ eine gute Figur gemacht. Dem gegenüber stehen die für VALLENFYRE typischen Death-Crust-Kracher, hier vertreten durch das unglaublich starke „Nihilist“ (der Name ist Programm), „Messiah“, „Temple Of Rats“ und „Kill All Your Masters“, das mit seinem Klang absolut motiviert, dem Aufruf des Songtitels nachzukommen. Dazu gesellen sich mit „Degeneration“ und „Amongst The Filth“ zwei irre Groove-Dampfwalzen, wobei besonders „Amongst The Filth“ Hellhammer und frühen Celtic Frost huldigt, nicht zuletzt, weil sich Mackintosh auch stimmlich an Tom G. Warrior orientiert. „Soldier Of Christ“ wiederum erinnert an den schwedischen Death Metal der frühen 90er – Gitarrensound wie eine Kreissäge, HM-2 sei Dank.
„Fear Those Who Fear Him“ hat also die besten Voraussetzungen für einen absoluten Griff ins Klo: Alte Männer, die nun bereits zum dritten Mal alte Musik eingespielt haben, ohne sich dabei irgendwie zu verändern. Das könnte in der Tat schrecklich sein, ist es im Falle von VALLENFYRE allerdings nicht, ganz im Gegenteil. Denn die Erfahrung der beteiligten Musiker und ihre Leidenschaft für diesen Sound sorgen dafür, dass auch ihr drittes Album zu einem Erfolg wird.
Denn auch wenn „Fear Those Who Fear Him“ konsequent den Weg seiner Vorgänger weitergeht, so sorgt die ebenfalls gleichbleibende höchste Qualität dafür, dass die Scheibe allen Fans von dreckig-crustigem Death-Doom ein Fest ist. Sollt es tatsächlich die letzte Platte der Truppe sein, so hätten sich VALLENFYRE nicht besser verabschieden können.
Wertung: 9 / 10