Review Valdrin – Two Carrion Talismans

Dass sich zahlreiche Metal-Bands bei der Themenwahl für ihre Songs gerne an altertümlichen Mythologien bedienen, ist kein Geheimnis. Mit einem eigens erdachten Mythos können hingegen nur die wenigsten Musikgruppen aufwarten. Zu dieser erlesenen Runde zählen zum Beispiel VALDRIN, die sich nach dem Protagonisten ihrer eigenen Geschichte, Valdrin Ausadjur, benannt haben und musikalisch an der Grenze zwischen Melodic und Symphonic Black Metal wandeln. Vier Jahre nach ihrem Debüt „Beyond The Forest“ legen die Amerikaner mit „Two Carrion Talismans“ die Fortsetzung nach und versprechen der Hörerschaft ein außergewöhnliches, eigenständiges Werk, das es wert ist, Beachtung zu finden.

Trotz ihrer Ambition, sich in einem Meer aus aufstrebenden Jungbands als unverwechselbar hervorzutun, arbeiten VALDRIN im Grunde genommen mit dem herkömmlichen Material, das ihnen ihr Genre zur Seite stellt: Weder mit den boshaft-kernigen Screams noch mit den finsteren, rauen Tremolo-Riffs, dem entsprechend druckvollen Drumming oder den mystischen Keyboards wird das Trio im symphonischen Schwarzmetall auf Dauer neue Maßstäbe setzen. Das haben VALDRIN, ausgehend von dem, was sie auf „Two Carrion Talismans“ zum Besten geben, auch gar nicht nötig.

Was die Platte trotz ihres relativ geringen Innovationsgehalts doch zu einem großartigen Klangkunstwerk macht, ist die Verspieltheit, mit der VALDRIN ihr musikalisches Epos erzählen. Während etwa viele andere Symphonic-Black-Metal-Bands eintöniges Akkord-Geschrammel mit überbordender Orchestrierung kaschieren, stellen die Amerikaner ihr beachtliches Können an der Gitarre über einfallsreiche Riffs und flinke, stimmig integrierte Soli Mal um Mal unter Beweis. Man merkt den Songs deutlich an, dass hier viel Mühe investiert wurde, um sie möglichst vielseitig zu gestalten – auf stürmisch tobende Nummern wie „Junnatox“ folgen immer wieder auch kraftvoll getragene Midtempo-Stücke wie zum Beispiel „Funeral Tides Of Orcus“.

Bezüglich der Einbeziehung der Keyboards haben VALDRIN das goldene Maß gefunden. Zwar über weite Strecken präsent, jedoch niemals penetrant, übernehmen die Tastentöne nur selten die Zügel und vertiefen somit die geheimnisvolle Atmosphäre, ohne dabei den Bogen zu überspannen. Besonders hervorragend in Szene gesetzt sind in dieser Hinsicht die dynamischen Cembalo-artigen Klänge auf „Crimson Blades In The Ausadjur Wake“.

„Two Carrion Talismans“ ist gewiss kein Album, das die Grenzen der Stilrichtung ausweitet und auch mit Eingängigkeit können VALDRIN hier kaum punkten. Damit ist an nicht-positiver Kritik jedoch schon alles gesagt. Die vermeintlichen Mängel werden durch das absolut stimmige, flüssige Songwriting, die spielerische Raffinesse und den kräftigen, herrlich rauen und allenfalls beim Gesang eine Spur zu leisen Sound weit mehr als ausreichend ausgeglichen. Insbesondere das hervorragende Zusammenspiel der Gitarren und Keyboards verdient es, gehört zu werden. Wer sich an Dimmu Borgir & Co schon sattgehört hat, sollte sich folglich selbst einen Gefallen tun und VALDRIN eine Chance geben.

Wertung: 8 / 10

Publiziert am von Stephan Rajchl

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